Dramatische Situation in Odessa [mit Videos] – Update

In südukrainischen Odessa gibt es im Bereich der Gebietsverwaltung aktuell Unruhen und Auseinandersetzungen zwischen prorussischen und ukrainisch-nationalistischen Demonstranten. Auch zu einem Handgemenge soll es schon gekommen sein.

Odessa liegt relativ weit im Westen des Landes, ist jedoch eher russisch geprägt. Genau das trug zur Eskalation der Lage bei. Um die Mittagszeit sammelte sich eine unzufriedene prorussische Menge, da mit einer Verweigerung eines Refendums zur Unabhängigkeit der Region von der Ukraine durch das Regionalparlament gerechnet wurde, zu der es dann auch kam. Dann ging es Schlag auf Schlag. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer, dass der „Rechte Sektor“, westukrainische Nationalisten, online dazu aufgerufen hatte, sich unweit zu versammeln und die prorussische Demonstration zu sprengen. Fast zeitgleich stürmten die prorussischen Demonstranten offenbar die Gebietsverwaltung. Scheiben gingen zu Bruch, verletzt wurde jedoch nach Meldungen der örtlichen Onlinezeitung Tajmer offenbar niemand. Einzelne Offizielle, die die ukrainische Position vertraten, versuchten danach, von dort zu fliehen und wurden von Demonstranten verfolgt. Hierzu gibt es auch ein Video mit etwas abgelassener Luft aus einem teuren Mercedes:

Später soll es noch zu einem Handgemenge gekommen sein, als mutmaßliche westukrainische Nationalisten in Tarnkleidung versucht hätten, russische Fahnen zu entfernen. Bei den Kämpfen wurde sichtbar, dass mittlerweile zwei gegnerische Demonstrationstrupps vor dem Gebäude waren. Es habe jedoch nur leicht Verletzte gegeben. Kurz darauf hissten prorussische Einwohner an der Gebietsverwaltung die russische Fahne und unter dem Schimpfen der Menge flüchteten Offizielle aus dem Gebäude. Die westukranischen Rechts sammelten sich zwischenzeitlich in einem Fastfood-Restaurant gegenüber, waren jedoch zu gering an der Zahl, um die große prorussische Menge aufzuhalten. Es wird zu diesem Zeitpunkt von 30 bis 50 Westukrainern gesprochen, die jedoch nach Vorbild des Euromaidans mit Bauarbeiter-Helmen und Baseballschlägern bewaffnet sind und die auf weitere Verstärkung von außerhalb warten, um sich den prorussischen Demonstranten aus der Stadt stellen zu können. Der entgültige Ausgang der Konfrontation ist zur Stunde noch offen.

Die südukrainische Hafenstadt Odessa ist überwiegend russisch geprägt, befindet sich jedoch unweit nationalistisch gesinnter westukrainischer Landesteile, in denen der faschistische „Rechte Sektor“ seine Hochburg hat. In der Stadt gab es in den letzten Tagen mehrere prorussische und proukrainische Demonstrationen. Hier noch ein Video von der prorussischen Volksversammlung:

Update 18:00 Uhr: Die Menge der westukrainischen Faschisten ist im Laufe des Abends bis auf etwa 150 angewachsen. Sie sind alle vermummt und bewaffnet. Die prorussischen Demonstranten sind zahlenmäßig weit überlegen, aber unbewaffnet. Die Polizei, die davor nicht ins Geschehen eingriff, versucht, beiden Gruppen voneinander zu trennen. Im Laufe des Abends treffen weitere, aber gewaltlose Unterstützer des Euromaidan ein, die jedoch dennoch nicht die Anzahl der prorussischen „Volksversammlung“ (eigene Bezeichnung) erreichen. Nach heftigen Diskussionen wird für morgen in Odessa ein runder Tisch mit allen Seiten anberaumt. Den prorussischen Demonstranten wird zugesagt, dass dann auch über ein Referendum zur Abtrennung der Region Odessa von der Ukraine neu verhandelt wird. Über Nacht sollen die Fahnen der Ukraine, Russlands und Odessas an der Regionalverwaltung hängen bleiben. Die prorussische Blockade der Gebietsverwaltung durch Einwohner von Odessa hatte vor der Einigung sieben Stunden gedauert. Die Arbeit der Beamten soll durch Vertreter der Volksversammlung unter deren Anführer Anton Davidtschenko überwacht werden.

Fotos des Geschehens unter anderem bei der Onlinezeitung „Tajmer“ aus Odessa: Hier klicken.

 

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