Satellitenfoto – Echt oder gefälscht?

Seit einigen Tagen wird über den russischen Pervi-Fernsehkanal ein Satellitenfoto verbreitet, welches den Abschuss der Passagiermaschine MH17 durch die Ukraine beweisen soll. Die norwegische Zeitung Aftenposten hat erhebliche Zweifel an den Aussagen des russischen Fernsehsenders, dass dieses angebliche Spionagefoto echt sein soll.

Laut der größten norwegischen Zeitung „Aftenposten“ soll das Foto manipuliert worden sein.

Aftenposten schreibt: Der russische Fernsehsender Kanal 1 behauptete am Freitagabend, sie hätten Beweise dafür, dass ein ukrainisches Jagdflugzeug das Passagierflugzeug MH17 abgeschossen hätte. Das Flugzeug, mit 298 Menschen an Bord, wurde am 17. Juli dieses Jahres über Donetsk in der Ukraine abgeschossen. Alle Insassen wurden getötet.

Als Beweis wurde ein Bild präsentiert, das angeblich von einem US-Spionagesatelliten aufgenommen worden sein soll. Sie hätte das Bild von einem gewissen George Bilt von der USA Prestigeuniversität MIT zugesandt bekommen. Kanal 1 behauptet, das Bild zeige ein Jagdflugzeug und die MH17. Von Jagdflugzeug sieht man einen Streifen, der in die Richtung des Passagierflugzeugs geht. Dieser soll angeblich eine Rakete sein.

Für Aftenposten ist es Betrug und Fälscherei

Russische und westliche Blogger und Experten wiesen schnell darauf hin, dass das Bild wurde nur eine Fälschung sein kann:

Die Wolken auf dem Bild waren identisch mit denen auf einem Bild von Google Earth ab 28. August 2012.

Sieht aus das zumindest eins der des russischen MH17 Satelittenbilder von einer Google Earth Datei aus dem Jahre 2012 ist. pic.twitter.com/aY2ZGkskJO - Brown Moses (Brown_Moses) 14. November 2014

Sieht aus das zumindest eins der des russischen MH17 Satelittenbilder von einer Google Earth Datei aus dem Jahre 2012 ist. pic.twitter.com/aY2ZGkskJO
– Brown Moses (Brown_Moses) 14. November 2014

Der Teil des Bildes, der das Jagdflugzeug vergrössert zeigt, soll aus dem Yandex „Karten-Service – einer russischen Version von Google – übernommen worden sein.

Hier ist das angebliche Satellitenbild einem Bild des Archivbild Karten-Service Yandex gegenübergestellt.

Hier ist das angebliche Satellitenbild einem Bild des Archivbild Karten-Service Yandex gegenübergestellt.

Der russische TV-Sender behauptet, dass der ukrainische Kampfjet 400 km von der MH17 entfernt gewesen sei, aber auf dem Bild sind nur 50 km zwischen den beiden Flugzeugen.

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Abschussentfernung beträgt 50 km.
# MH17 pic.twitter.com/dTtcJizpl6
– Kykovner (kykovner) 14. November 2014

Das Logo von Malaysia Airlines ist an falscher Stelle.

Sieht aus das auf diesem MH17 Sat "Beweis" die Position der Malaysia Airlines-Logo an der falschen Stelle ist  pic.twitter.com/evNY20AMvA - Brown Moses (Brown_Moses) 14. November 2014

Sieht aus das auf diesem MH17 Sat „Beweis“ die Position der Malaysia Airlines-Logo an der falschen Stelle ist
pic.twitter.com/evNY20AMvA – Brown Moses (Brown_Moses) 14. November 2014

Das SatBild ist von einer Boeing 767, nicht einer 777, die über Ostukraine abgeschossen wurde.

Die Bilddateninformationen, die mit dem Bild kommen, zeigen einen anderen Zeitpunkt als den, an dem der Flugzeugabsturz passiert.

Das Bild ist auch nicht neu wie die Kanal behauptet; es soll in einem russischen Online-Forum bereits vor einem Monat veröffentlicht.

Russland und der Westen sind über die Ursache uneinig

West Geheimdienste behaupten, dass das Flugzeug von einer Rakete aus der High-Tech-Flugabwehr-Batterie, BUK abgeschossen wurde, und dass dies aus einem von den prorussischen Rebellen kontrollierten Gebiet geschehen sei.

Russland behauptet, dass die MH17 wurde von einem ukrainischen Kampfflugzeug abgeschossen worden sei.

In dem russischen TV-Programm erklärt der angebliche Vertreter eines russischen Verbands der Ingenieure, dass die einzige mögliche Erklärung für den Flugzeugabsturz sei, dass das Flugzeug von einem anderen Flugzeug abgeschossen wurde.

„Wir haben dieses Bild sorgfältig analysiert, und wir konnten keine Zeichen, dass es manipuliert wurde gefunden“, sagt Ivan Andrijevskij.

Doch kein Experte?

AM Samstag konfrontierte die Zeitung „Moskowski Komsomolez“ diesen russischen Experte und fragte, ob er das Bild überprüft habe.

– Wie können wir das überprüfen? Das Bild wurde uns über das Internet geschickt.

Der "Ingenieur", den der russische TV-Kanal zitiert zur Sicherung ihrer "sensationellen" Behauptung über den MH17 Abschuss ist ein Kreml-Ökonom  https://t.co/LonSAdYUxp - Anna Dolgov (AnnaDolgov) 15. November 2014

Der „Ingenieur“, den der russische TV-Kanal zitiert zur Sicherung ihrer „sensationellen“ Behauptung über den MH17 Abschuss ist ein Kreml-Ökonom
https://t.co/LonSAdYUxp
– Anna Dolgov (AnnaDolgov) 15. November 2014

Der umstrittende rechtsnationalistische russische Blogger und Oppositionspolitiker Alexej Navalny hat den CV des angeblichen Vize-Präsidenten gefunden. Dieser zeigt, dass er überhaupt kein Ingenieur ist, sondern Ökonom. Außerdem geben Daten von Andrijevskij auf LinkedIn an, dass er stellvertretender Direktor des russischen Klub für CFOs (Finanzdirektoren) ist. Navalnyj argumentiert, dass es so eine Ingenieurgemeinschaft nicht gibt, aber ein Beratungsunternehmen mit dem Namen K2 dahinter steht.

Gewagte Aussagen

Der russische Programmleiter Michail Leontjew, der auch Vize-Präsident der Ölgesellschaft Rosneft ist, präsentierte das Satellitenbild auf Kanal 1 am Freitag. Er sagte, dass es nicht möglich wäre, mit einem solchen Bild zu betrügen, und dass jetzt kein Zweifel mehr darüber bestehen würde, was mit der MH17 geschehen war.

In einem Interview mit dem Radiosender Echo Moskwy am Samstag hat er seine Aussagen relativiert.

–        Ich habe nie gesagt, dass wir etwas bewiesen haben. Wir beweisen nicht, wir erzählen nur. Die Spezialisten müssen das nachweisen.

Als er damit konfrontiert wurde, dass das Bild manipuliert sein soll, antwortete Leontjew:  „Ich weiß nicht, was die Blogger bewiesen haben. Ich weiß, dass es objektive Informationen gibt. Russland hat verschiedene Informationen geliefert, vielleicht nicht alle … Sie können ja ihre eigenen Daten vorlegen“

Aus unserer Sicht gibt es weder für die Eine noch für die Andere Behauptung belastbare Beweise. Klarheit wird wohl erst der Abschlussbericht, sollte er denn jemals veröffentlicht werden, geben.

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