Salavatsteklo plant Bau einer Flachglasfabrik im Gebiet Nowosibirsk

[Von Ullrich Umann Moskau-gtai] – Hersteller von Flachglas sehen sich in Russland einer zähen Nachfrage gegenüber. Die beiden wichtigsten Abnehmerbranchen – Bauwirtschaft und Fahrzeugbau – sind in der Krise und nehmen 2015 weniger Glas ab. Dennoch hat der russische Hersteller Salavatsteklo den Bau einer Fabrik für Flachglas im Gebiet Nowosibirsk angekündigt. Die Firma sucht dort aktuell geeigneten Baugrund. Zur Kontaktaufnahme bietet sich die Fachmesse „Mir Stekla“ an, die im Juni in Moskau stattfindet.

Der russische Hersteller Salavatsteklo plant den Bau einer Flachglasfabrik mit einer Kapazität von 800 Tonnen pro Tag im Gebiet Nowosibirsk. Der Projektwert wird auf 200 Mio. US$ geschätzt. Nach Presseberichten hat sich das Unternehmen im April 2015 an die örtliche Verwaltung mit der Bitte um Zuteilung von 20 ha geeigneten Baugrunds gewandt. Die Suche nach einem Grundstück soll aber nicht einfach sein, schon wegen der hohen Anforderungen, die der Investor stellt.

Sibirien sei als Standort perspektivisch besonders geeignet, so ein Unternehmensvertreter, da Salavatsteklo bereits heute 60 bis 70% seiner Produktion in diesem Großraum absetzt. Man habe erst überlegt, eine 2010 im Tochterunternehmen Saratovstroysteklo (Region Saratov) ausgefallene Produktionslinie auszuwechseln. Doch sei dies am Ende des Tages teurer als ein Werksneubau. Außerdem befände sich der neue Standort in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Abnehmerindustrien.

Ausländische Hersteller dominieren den russischen Flachglasmarkt

Diese Projektankündigung ist besonders interessant, da in den letzten 12 Jahren ausschließlich ausländische Branchenfirmen zusätzliche Produktionskapazitäten geschaffen haben. Russische Firmen beschränkten sich dagegen auf Modernisierungen. Zu den „Newcomern“ aus dem Ausland gehören beispielsweise die Asahi Glas Company (AGC Flat Glas Russia), Pilkington, Guardian Industries und Trakya Glass Rus.

AGC investierte 100 Mio. US$ am Standort Bor. Dort lief 2003 eine Produktion von großflächigem Flachglas (6 m x 3,21 m) und von getöntem Flachglas an. Anschließend baute AGC ein Werk in Klin zur Herstellung von energieeffizientem Fensterglas und Kfz-Spiegeln. Die Baukosten betrugen 160 Mio. Euro. Ohne Verzögerung schloss sich in Klin der Bau einer zweiten Linie für poliertes Flachglas im Projektwert von 135 Mio. Euro an.

Pilkington eröffnete 2006 eine erste Produktionslinie für Flachglas in Schukowo, 28 km vor den Toren Moskaus. Das Markenunternehmen vervollständigt sein Angebot an Glassorten durch Einfuhren aus Europa und den USA.

Guardian Industries unterhält zwei Produktionen – im Raum Rostow und in Rjasan. Weitere ausländische Investoren sind die französische Saint-Gobain und die türkische Trakya Cam Sanayii. Beide Unternehmen erhielten 2011 die Genehmigung von der Europäischen Kommission zur gemeinsamen Übernahme der Firma Trakya Glass Rus, ansässig in der Sonderwirtschaftszone Alabuga (Tatarstan). Trakya Glass Rus betreibt dort seit 2010 eine Flachglasfertigung. Inzwischen wurde eine zweite Produktionslinie eröffnet.

Nachfrage nach Flachglas leidet unter Krise in Bau- und Kfz-Industrie

Leicht ist das Geschäft mit der Fertigung und dem Verkauf von Flachglas zurzeit nicht. So ist die Produktion von oberflächenbearbeitetem und energieeffizientem Flachglas zum Einbau in Fenster, Dächer, Fassaden und Eingangsbereiche von Gebäuden 2014 um 1,2% auf 175,0 Mio. Quadratmeter gefallen. Für 2015 muss mit einem weiteren Rückgang gerechnet werden: Haushaltskürzungen und Kreditklemme vertiefen die Baukrise, so dass sich die Nachfrage nach Baumaterialien vom oberen in das untere Preissegment verschiebt.

Davon zeugt unter anderem, dass zur Vorbereitung der Fußball-WM 2018 im Zuge von Einsparungsmaßnahmen 24 Hotels erst gar nicht gebaut und weitere um jeweils einen Stern herunter gestuft wurden. Dies hat unmittelbar Einfluss auf die verwendeten Materialien. In diese Logik passt sich die Produktionsentwicklung von preiswertem, unbearbeitetem Flachglas ein. Hier stieg die Produktion 2014 um 15,8% auf 77,3 Mio. Quadratmeter.

Die Bauwirtschaft nimmt 70% des gefertigten Flachglases ab. Es folgen die Hersteller von Fahrzeugfenstern und -spiegeln mit 20%. Die Möbelindustrie bezieht weitere 6% zum Einbau in Möbelstücke oder zur Produktion von Haushaltsspiegeln.

Die meisten Einfuhren kommen aus der GUS

Bei den Einfuhren von Flachglas nach Russland dominieren die Firmen Gomelsteklo aus Belarus, Interglass aus Kirgisistan und Quarz aus Usbekistan. Die jährlichen Importe schwanken zwischen 25 Mio. und 33 Mio. qm. Exportiert werden zwischen 15 Mio. und 22 Mio. qm pro Jahr. Zu den wichtigsten Abnehmerländern gehören Kasachstan und die Türkei.

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