Russlands Metallindustrie erholt sich

[Von Ullrich Umann Moskau-gtai] – Russlands Metallindustrie erwartet für 2014 eine Konjunkturaufhellung. Davon geht das Marktforschungsinstitut Ria Rating aus und nennt dafür gleich mehrere Anhaltspunkte. Vor allem finden russische Metallunternehmen bessere Lieferbedingungen auf dem Weltmarkt vor. Dadurch steigen die Ausfuhren und die Rentabilität. Auch innerrussische Entwicklungen führen zu einer stabileren Absatzlage. Noch 2013 hatte die Lage in der Metallbranche alles andere als rosig ausgesehen.

Ein weltweit wichtiges Lieferland für Erzeugnisse der Stahlindustrie und für Buntmetalle, die VR China, muss nach Expertenmeinung das Produktionswachstum 2014 aus energiepolitischen und ökologischen Gründen drosseln. Die Produktionszahlen der ersten zwei Monate 2014 scheinen diese These zu stützen. Demnach stieg der Ausstoß chinesischer Metallunternehmen im genannten Zeitraum um 1,7%, nach 7,5% im Jahr zuvor. Im Ergebnis geht das Überangebot auf dem Weltmarkt zurück.

Russland kann mehr Metalle exportieren

Durch die Abwertung des Rubel gegenüber dem US-Dollar und dem Euro können russische Metallhütten ihre Produkte im Export zu günstigeren Preisen anbieten. Sie kommen dadurch besser auf den Auslandsmärkten ins Geschäft. Die Ausfuhr von Stahlerzeugnissen stieg im Januar 2014 um 36%, von Kupfer um 73% und von Nickel sogar um 270% im Vergleich zum Vorjahr, allerdings ausgehend von einem niedrigen Basiswert.

Durch die wachsenden Exporte werden teilweise Metalle auf dem russischen Markt knapp. Das führt zu Preissteigerungen. Hinzu kommt, dass die Einfuhren von Stahl und Eisen aus der Ukraine im 1. Quartal 2014 auf ein Viertel des Vergleichszeitraums aus dem Vorjahr gesunken sind. Hierdurch war das Angebot bei diesen Erzeugnissen in Russland zusätzlich eingeschränkt. Gleichzeitig sind die Preise der Importe durch den schwachen Außenwert des Rubel gestiegen.

Produktion von Buntmetallen steigt

Ein bedeutendes Herkunftsland für Buntmetalle, Indonesien, hat jüngst gesetzlich seine Ausfuhren eingeschränkt. Infolge sieht der russische Hersteller Norilski Nikel gute Chancen, die Exporte in die VR China im laufenden Jahr signifikant steigern zu können. Es wird davon ausgegangen, dass hierfür das Zinnwerk Nowosibirsk neu belebt wird.

Im 3. Quartal 2013 wurde die Modernisierung des Unternehmens Elektrozink abgeschlossen. Dadurch dürfte dessen Ausstoß 2014 um 20 bis 30% im Vorjahresvergleich steigen. Auch die Produktion beim Nickel-Hersteller Juschuralnikel kann nach einer Stilllegung aller Voraussicht nach 2014 erneut aufgenommen werden.

Eine stabile Goldnachfrage auf dem Weltmarkt bei sinkendem Außenwert der russischen Währung geben dem Goldabbau frische Impulse. Während in der Vergangenheit aus Rentabilitätsgründen die Förderung des Edelmetalls von den russischen Branchenfirmen gebremst wurde, lohnt sich der Abbau bei der derzeitigen Nachfrage wieder. Russland verzeichnete bei Gold in den ersten beiden Monaten 2014 ein Förderplus von 30%.

Metallnachfrage im Inland stabilisiert sich

Die Nachfrage nach Metall stabilisiert sich auch auf dem russischen Inlandsmarkt. So wird das Bau- und Betreiberunternehmen für Rohrleitungen Transneft 2014 insgesamt 189 Mrd. Rubel für Projekte in Ostsibirien ausgeben und dafür Rohre von inländischen Herstellern beziehen. Hinzu kommen umfangreiche Projekte im Straßen-, Schienen- und Hochbau, für die Baustähle und Metallkonstruktionen in rauen Mengen benötigt werden.

Dass sich Russlands Metallindustrie auf weitere Nachfragesteigerungen einstellt, zeigen unter anderem die jüngsten Projekte zum Kapazitätsausbau. So liefert die SMS Siemag AG eine Kaltwalzanlage im Wert von 2 Mrd. Rubel an das Tscherepowetzker Metallurgische Kombinat, das zum Stahlkonzern Severstal Rossiskaja Stal gehört. Die Kapazität der zu errichtenden Anlage wird mit 1,3 Mio. jato angegeben. Sie soll 2015 in Betrieb gehen.

Die sieben Absatzgesellschaften von Severstal meldeten für das 1. Quartal 2014 einen Anstieg der Verkäufe von Stahl und Stahlerzeugnissen um 16% auf 282.000 t im Vergleich zum Vorjahr. Der Absatz des Konzerns allein in der EU schnellte im analogen Zeitraum um 17% nach oben – auf 114.000 t. Auf den Märkten Tschechiens, Deutschlands und der Niederlande steigerte Severstal seine Absatzmenge sogar um 80% auf 18.000 t.

Metallhütten investieren

Der Mischkonzern Kirowsky Sawod investiert 150 Mio. Euro in eine Stranggussanlage und Schmelzöfen. Gleichzeitig sucht der Konzern einen Joint-Venture-Partner für den Bau einer kompletten Gießerei. Bereits heute liefern die Kirow-Werke Stahl nach Deutschland, in die Schweiz, nach Spanien, Frankreich, Lettland und Ungarn.

Russland: ausgewählte Projekte in der Metallindustrie

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Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest

Noch 2013 hatte die Lage in der Metallbranche alles andere als rosig ausgesehen. Der Branchenausstoß sank um 2,1%, so der Föderale Statistikdienst Rosstat. Rückgänge waren de facto bei allen Metallsorten zu beklagen, insbesondere bei Buntmetallen. Die Stahl- und Eisenhüttenwerke konnten Exportausfälle teilweise noch durch Umdisponierungen auf den Inlandsmarkt kompensieren.

Nachfragedelle 2013 außer bei Aluminium überwunden

Vor allem der Preisverfall auf dem Weltmarkt machte der russischen Metallindustrie 2013 zu schaffen. So sank der Preis auf Walzstahl um 6,5% gegenüber dem Vorjahr. Zink hatte an der Londoner Metallbörse um 1,8% nachgegeben, Kupfer um 7,8%, Aluminium um 8,5% und Nickel sogar um 14,3%.

In Folge brachen die Exportumsätze bei Eisen und Stahl 2013 um 13,2% auf 14,5 Mrd. US$ und bei Buntmetallen (Aluminium, Nickel, Kupfer) um 5,8% auf 11,5 Mrd. US$ ein. Lediglich bei Blei und Zinn zogen die Preise um 4,0% beziehungsweise 5,9% an, doch gehören beide Metalle nicht zu den Schwerpunkten der russischen Industrie.

Auf dem Inlandsmarkt machte sich 2013 der Konjunktureinbruch in der Bauwirtschaft bemerkbar. Dadurch gab der Metallabsatz stark nach. So lag der Umsatz bei Walzgut im Gesamtjahr bei -0,2% und der von Aluminium bei -8,0%. Den Aluhersteller Rusal zwang der Absatzverfall sogar zur Stilllegung von fünf Hütten im europäischen Landesteil. Die Lage bei Aluminium scheint sich allerdings 2014 nicht zu verbessern. Experten befürchten eine Wiederholung des Einbruchs bei der Aluproduktion, die 2013 um 10,5% abgenommen hatte. Damit bleibt Aluminium die negative Ausnahme unter den Metallsorten.

Der Zinkausstoß fiel 2013 mit -12,5% zwar noch stärker. Doch lag das nicht am Weltmarktpreis oder an der Nachfrage, sondern an Reparaturarbeiten im Werk Elektrozink in Wladikawkas. Die Schmelzöfen wurden im 3. Quartal 2013 wieder angefahren. Seither läuft die Zinkerzeugung rund. Bei Nickel fiel die Produktion 2013 mengenmäßig um 2,4% und bei Kupfer um 2,1%. Dieser Rückgang dürfte 2014 bei beiden Metallarten in leichtes Wachstum umschlagen.

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