Russlands Außenhandel trägt 2013 weniger zum Wachstum bei

Die Abhängigkeit von den Ölpreisen macht sich stärker denn je bemerkbar

 

[Von Ullrich Umann/gtai] Moskau – Der russische Außenhandel stagnierte in den ersten acht Monaten 2013. Mit einem Volumen von 545,7 Mrd. US$ kam das Land nicht über das Ergebnis des gleichen Vorjahreszeitraums hinaus, teilte der russische Zoll mit. Die Gesamtausfuhren beliefen sich auf 340,5 Mrd. US$, die Einfuhren auf 205,2 Mrd. US$. Dadurch hat Russland Ende August einen positiven Saldo von 135,3 Mrd. US$ erzielt. Mit Deutschland wurden Waren und Dienstleistungen im Wert von 47,7 Mrd. US$ ausgetauscht.
Nach Abschluss der ersten sechs Monate des Jahres 2013 sah die Lage im russischen Außenhandel kritisch aus: Das Volumen blieb um 0,5% hinter dem Vorjahreswert zurück. Die Ausfuhren sind sogar um 2,7% eingebrochen, die Einfuhren verzeichneten dagegen ein Plus von 3,4%. Mit 115 Mrd. US$ blieb die Handelsbilanz im positiven Bereich.
In den beiden Sommermonaten Juli und August setzte eine Erholungsphase für die Exportwirtschaft ein: der Weltmarktpreis für Erdöl (Brent) zog von etwas über 100 US$ pro Barrel mit Stand Juni 2013 auf ca. 116 US$ im August an. Automatisch verbesserte sich die Rentabilität der russischen Exporte.
Die Europäische Union (EU) hatte einen Anteil von 49,7% an Russlands Außenhandelsumsatz – und war damit der mit Abstand stärkste Handelsblock. Wichtigster Partner innerhalb der EU waren die Niederlande mit einem Volumen von 50,4 Mrd. US$, gefolgt von Deutschland mit 47,7 Mrd. US $ und Italien mit 35,1 Mrd. US$.
Die Niederlande profitieren insbesondere von der herausragenden wirtschaftlichen Bedeutung des Öl- und Containerhafens in Rotterdam, über den viele Lieferungen im bilateralen Handel Russlands mit anderen EU-Staaten, darunter auch mit Deutschland, realisiert und somit statistisch dort erfasst werden. Darüber hinaus wickelt eine Reihe europäischer Firmen ihrer Handelsgeschäfte mit Russland aus steuerlichen Gründen über ihre niederländischen Niederlassungen ab.
Unter den Handelsblöcken folgte nach der EU die APEC (Asia-Pacific Economic Cooperation). Deren 21 Teilnehmerstaaten hatten einen Anteil von 24,3% am russischen Außenhandel. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser um 0,8% gestiegen. Allein auf das Konto der VR China entfielen 10,0%. Das Reich der Mitte war damit gleichzeitig wichtigster bilateraler Handelspartner Russlands. Die Quote der Niederlande lag im Vergleich dazu bei 9,8% und die Deutschlands bei 8,6%.
Die Bedeutung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) am russischen Außenhandel ist rückläufig: Der Anteil ist im 1. Halbjahr 2013 auf 13,3% zurückgegangen, von vormals 14,4% im gleichen Vorjahreszeitraum. Dieses Ergebnis wirft Fragen auf angesichts der erheblichen politischen Bemühungen um eine vertiefte Integration. Dazu zählen die Weiterentwicklung der Zollunion mit Belarus und Kasachstan zur Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft, die ihre Arbeit 2015 aufnehmen soll. Darüber hinaus sollen weitere Länder an die bestehende Zollunion herangeführt werden, darunter Kirgisistan, Tadschikistan und Armenien.
Die Integrationsbemühungen der Ukraine in Richtung EU werden in Moskau kühl aufgenommen und mit strengeren Zollabwicklungen konterkariert. Bislang blieb die Verschärfung aber zeitlich begrenzt und glich eher einer Warnung.

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