Russland treibt Wohnungsbau voran

[Von Ullrich Umann/gtai] – Der Wohnungsbau entwickelt sich in Russland in schnellen Schritten. Im Jahr 2013  wurden 912.100 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 69,4 Mio. qm übergeben. Die  Steigerungsrate zum Vorjahr betrug 5,6%. Daneben haben individuelle Bauherren 30,4 Mio. qm  Fläche fertig gestellt; das entspricht einer Zunahme um 7,1%. Investitionen in die Baustoff- und  Baumaterialienindustrie werden fortgesetzt. In Omsk und Abakan sollen automatisierte Werke für  Betonfertigteile gebaut werden.

Die Projekte zum Bau automatisierter Werke für Betonfertigteile in Abakan und Omsk orientieren  sich an den Beispielen Kemerowo und Nabereschnyje Tschelny. So hat das  Wohnungsbaukombinat KemDSK im sibirischen Kemerowo, das zur Holding Sibirski Delovoi Sojuz  gehört, Anfang Februar 2014 eine automatisierte Palettenumlaufanlage des Herstellers EBAWE  Anlagentechnik GmbH aus Leipzig in Betrieb genommen. Eine ähnliche Anlage zur Herstellung  von Sandwichwand- und Massivelementen wurde 2012 in Nabereschnyje Tschelny in der Republik  Tatarstan eingeweiht.

Sowohl in Sibirien als auch in Tatarstan bekam EBAWE den Zuschlag gegenüber den  Wettbewerbern, weil das sächsische Unternehmen als Komplettanbieter auftritt. Dies vereinfacht  die Planung und Werksmontage. Die auf diesen Anlagen gefertigten Betonfertigteile zeichnen sich  zudem durch eine hohe Genauigkeit aus.

Die Produktion von Wänden aus Eisenbeton mit hochpräzisen Außenmaßen und glatten  Oberflächen kann damit in Kemerowo 2014 auf 150.000 qm und 2015 auf 200.000 qm steigen.  Für den Erwerb der automatisierten Anlage hat das Kombinat nach eigenen Angaben 900,4 Mio.  Rubel (ca. 20 Mio. Euro) ausgegeben.

Eine weitere Anlage für Betonfertigteile entsteht derzeit in Nowosibirsk. Der Investitionswert  beträgt hier 1,4 Mrd. Rubel (knapp 30 Mio. Euro). Beim Auftraggeber handelt es sich um das  Wohnungsbaukombinat OOO ZKPD Armaton, das Teil der Gruppe Perwy Stroitelny Fond ist. Das  Projekt wurde im August 2013 eingeleitet.

In naher Zukunft werden die Wohnungsbaukombinate in Omsk und Abakan mit der Errichtung  eigener Werken nachziehen. In Abakan sollen Wohnungen und eine Geburtsklinik gebaut werden.  Allein die Klinik soll 3,6 Mrd. Rubel (76 Mio. Euro) kosten. Der Schwerpunkt in Omsk liegt auf der  Errichtung von qualitativ hochwertigen Plattenbauten. Im Jahr 2013 wurden im Großraum Omsk  0,82 Mio. qm Wohnraum fertig gestellt.

Die umfangreichen Investitionen in die Baustoff- und Baumaterialienindustrie, unter anderem in  hochmoderne Anlagen für Betonfertigteile, sind erforderlich, um die Bauqualität zu erhöhen und  um Volumensteigerungen im Wohnungsbau zu erzielen. Zusätzlich kann dadurch schneller und  kostengünstiger gebaut werden.

Wie die amtliche Statistik zeigt, entwickelt sich der Bau bezahlbarer Wohnungen in Russland in  raschen Schritten. Demnach wurden 2013 zusammen 912.100 Wohnungen mit einer  Gesamtfläche von 69,4 Mio. qm übergeben. Die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr betrug  damit 5,6%. Bereits 2012 war ein Zuwachs von 5,6% gegenüber 2011 erzielt worden. Die  durchschnittliche Größe einer neuen Wohnung beträgt 76 qm.

Mit dieser Entwicklung hob sich der Wohnungsbau 2013 von der gesamten Baubranche positiv ab,  die im genannten Zeitraum um -2,5% einbrach. Neben dem Bau von mehretagigen Wohnhäusern  durch spezialisierte Unternehmen haben individuelle Bauherren 2013 zusätzlich 30,4 Mio. qm  Fläche fertig gestellt, die sich auf 224.400 Einfamilienhäuser aufteilt. Das ergibt im Schnitt 135 qm  Wohnfläche pro Haus. Gegenüber dem Vorjahr wuchs die übergebene Fläche um 7,1%.  In einigen Regionen wird traditionell mehr Wohnfläche in Einfamilienhäusern als in  Mehrfamilienhäusern gebaut. Dies ist zum Beispiel in den Republiken Altai, Dagestan, Tywa,  Kabardino-Balkarien, Karatschaewo-Tscherkessien und Tschetschenien sowie in den Regionen  Belgorodsk und Tambow der Fall. Hier liegt der Anteil von Einfamilienhäusern an der gesamten  neuen Wohnfläche zwischen 70,6 bis 98,5%.

Ausgangspunkt für die quantitativen Verbesserungen im Wohnungsbau der letzten zwei Jahre war  das erklärte politische Ziel, die soziale Lage der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern. In den  zwei Jahrzehnten zuvor war die Entwicklung insbesondere im sozialen Wohnungsbau abgeflaut.  Außerdem wird das Vorhandensein von Wohnraum immer stärker zu einem entscheidenden  Ansiedlungskriterium für in- und ausländische Unternehmen, um Fachkräfte in die Regionen holen  und anschließend auch dort halten zu können.

Die größten Bauvolumina bei Wohnraum wurden 2013 im Moskauer Gebiet mit einem Anteil von  9,9% am Gesamtumfang registriert. Es folgten die Region Krasnodarsk mit 5,7%, Moskau (4,5%),  Region Tjumen (3,9%), Sankt Petersburg (3,7%), Republik Baschkortostan (3,6%), Republik  Tatarstan (3,5%), Region Rostow (3,1%), Region Tscheljabinsk (2,6%) sowie die Regionen  Swerdlowsk, Samara und Nowosibirsk mit jeweils 2,5%. Unter dem Strich entfielen auf diese zwölf  Regionen mit 48% knapp die Hälfte des 2013 landesweit übergebenen Wohnraums. Die restlichen  52% teilten sich auf die anderen 71 Gebietskörperschaften auf.

Vor allem Baukonzerne, die von den Planungsleistungen, über die Fertigung von Baumaterial bis  hin zur Projektrealisierung alles unter einem Dach vereinigen, haben ihre Aktivitäten im  Wohnungsbau stark ausweiten können. So errichtete eine der größten russischen Baufirmen,  SU-155, im Jahr 2013 landesweit 1,65 Mio. qm Wohnfläche. Dies bedeutete eine Steigerung um  15,3% gegenüber dem Vorjahr. Der Konzern baute unter anderem in Balaschicha 300.000 qm, in  Zwenigorod 200.000 qm, in Sankt Petersburg 270.000 qm, in Obninsk 240.000 qm und in  Kostroma 180.000 qm. Die Investitionen des Konzerns in den Wohnungsbau beliefen sich 2013  auf 42,9 Mrd. Rubel (0,95 Mrd. Euro).

Der Wettbewerber Etalon plant die Verdoppelung der jährlich gebauten Wohnfläche im Laufe der  kommenden fünf Jahre. Das aktuelle Niveau von 0,468 Mio. qm soll bis 2020 auf 1 Mio. qm  anwachsen. Der regionale Schwerpunkt liegt dabei auf dem Großraum Moskau und Sankt  Petersburg.

Russland – Entwicklung des Wohnungsbaus

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Quelle: Rosstat

 

Russland – Import von Baustoffmaschinen (HS-Nr. 8474, in Mio. US$)

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Quelle: UN Comtrade

 

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