Russland modernisieren

Auch nach dem Beginn der Olympischen Spiele hält die deutsche Negativ-Kampagne gegen Russland und den russischen Präsidenten Wladimir Putin an. Die Kampagne mobilisiert nicht nur die deutsche Öffentlichkeit; sie zielt auch darauf ab, die neu aufstrebenden russischen Mittelschichten weiter gegen die Regierung in Stellung zu bringen.

Die erstarkenden Mittelschichten gelten als möglicher Hebelpunkt für die westliche Einflussnahme in Moskau, seit sie in Massenprotesten 2011 und 2012 gegen den heutigen Präsidenten Putin auf die Straße gingen. Berlin müsse sich durch Kontakte in oppositionelle Mittelschichtmilieus neue Einflusskanäle in Russland schaffen, fordern Regierungsberater in Berlin. Dazu instrumentalisiert die Bundesregierung nicht nur liberale, sondern auch nationalistische Oppositionskreise – ganz wie in der Ukraine, wo sie sich faktisch auch auf das Protestpotenzial faschistischer Milieus stützt. Ein in Berlin beliebter russischer Oppositionsführer bezeichnet Menschen aus dem Kaukasus als „Kakerlaken“ und empfiehlt für den Umgang mit ihnen eine Pistole. In deutschen Berichten über die Olympiade in Sotschi wird er als „Anti-Korruptions-Experte“ hochgelobt.

Aufstrebende Mittelschichten

Zunehmende Bedeutung für die deutsche Russland-Politik haben seit einigen Jahren die neuen russischen Mittelschichten. Sie werden inzwischen auf gut 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt; ein weiteres Wachstum gilt auf absehbare Zeit allerdings als unwahrscheinlich. Ihren überwiegend urbanen, oft prowestlichen Milieus entstammte ein Großteil der Demonstranten, die 2011 und 2012 vor allem gegen den damaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Präsidenten Wladimir Putin auf die Straße gingen. Unter denjenigen, die Ende 2011 in Moskau demonstrierten, hätten sich „überproportional viele junge, gut ausgebildete Menschen in entsprechend guten beruflichen Positionen“ befunden, stellte ein Moskauer Forschungsinstitut fest.

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