Russland in aller Kürze [21.08.14] Was sonst noch war

Norwegens Staatsfonds hält trotz der Sanktionen gegen Russland an seinen dortigen Investitionen fest. Der weltweit zu den größten Anlegern gehörende Fonds halte 8,2 Milliarden seiner insgesamt 885 Milliarden Dollar in russischen Anleihen und Aktien, sagte Vorstandschef Yngve Slyngstad am Mittwoch. Der Fonds speist sich aus den Einnahmen der norwegischen Ölquellen und ist an über 8000 Firmen in mehr als 80 Ländern beteiligt.

Der Orientalist Georgi Mirski und Alexei Arbatow, der Leiter des Zentrums für internationale Sicherheit beim Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, zeigten sich in einer Sendung von Radio „Echo Moskwy“ überzeugt, dass der islamistische Terror aktuell die größte Bedrohung für Russland und die ganze Welt sei. Arbatow: „Wenn die Amerikaner ihre Truppen aus Afghanistan abziehen und Islamisten dort und im Irak an die Macht kommen, öffnet sich ein großes schwarzes Loch von Palästina bis zum Hindukusch – eine transregionale Zone der Gewalt, des Kriegs und des Terrors.“ Die Welt hat noch nie einer solchen Bedrohung gegenüber gestanden.
Der Präsident des Nahost-Instituts Jewgeni Satanowski sagte in einem Interview mit „Kommersant FM, der Irak stehe vor einer Spaltung, der Zerfall dieses Staates sei jedoch erst der Beginn eines Prozesses, der die gesamte Region erfassen könnte. „Die heutige arabische Welt wird perspektivisch nicht mehr als Staatengemeinschaft existieren“, so seine düstere Prognose.
Konstantin Siwkow, Präsident der Akademie für geopolitische Probleme schreibt in einem Kommentar für die Internetseite „Russkaja, der Westen stehe vor einem Dilemma. Leistete die EU den Kurden keine Militärhilfe, sei ein Sieg der Islamisten und die Gründung eines „islamistischen Kalifats“ im gesamten Irak und vielleicht sogar über dessen Grenzen hinaus möglich. Wenn sie jedoch Militärhilfe leisten, würde nach einem eventuellen Sieg neue Instabilität in diesem Gebiet entstehen, da auch die Kurden, die um jeden Preis einen kurdischen Staat gründen wollen, eine regionale Macht werden wollen. Im Irak, im Iran, in der Türkei und in Syrien würden weitere bewaffnete Konflikte entstehen. „Die EU befindet sich in einer Pattsituation“, resümiert Siwkow.

Den dänischen Carlsberg-Konzern, die Nummer eins am russischen Biermarkt, trifft die Krise hart. Der weltweit viertgrößte Bierkonzern (Tuborg, Holsten, Astra) aus Kopenhagen musste deshalb seine Jahresprognose revidieren. In Russland dürfte der Markt statt wie bisher prognostiziert nicht nur um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag schrumpfen, sondern um einen hohen einstelligen Prozentbetrag.

Trotz Ukraine-Krise liefert Russland Raketentriebwerke in die USA. Die Raumfahrt gehört nicht zu den  Branchen, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland zu spüren bekommen. Der US-Firma United Launch Alliance wurden jetzt neue Triebwerke für die „Atlas“-Rakete geliefert.

Für russische Importeure wird die Schweiz immer interessanter. Mindesten vierzehn haben in den vergangenen Tagen bei der Intercheese AG in der Schweiz angefragt. Der Grund: Die Schweiz hat sich nicht den Strafmaßnahmen der Europäischen Union, der USA, Kanadas, Australiens und Norwegens gegen Russland angeschlossen. „Wenn das Embargo aufrechterhalten wird, ist es möglich, dass wir mehr Käse nach Russland ausführen werden”, sagt Jacques Bourgeois, Direktor des Schweizerischen Bauernverbands. „Wenn es eine höhere Nachfrage gibt, müssen wir natürlich sehen, dass wir das liefern können. Wir freuen uns über jedes zusätzliche Kilo, das wir exportieren können.” „Die Importe von Schweizer Käse nach Russland können um ein Vielfaches steigen”, sagt Andrey Danilenko, Leiter des nationalen Verbands der Milcherzeuger. Die Begeisterung über die steigende Nachfrage wird aber gedämpft durch den Gedanken, dass das Embargo unerwartet wieder aufgehoben werden könnte. „Damit sind auch große Gefahren verbunden”, sagt Dätwyler von Intercheese. „Wir können eine Menge Mozzarella herstellen, aber wenn die Sanktionen plötzlich aufgehoben werden, dann haben wir volle Lager und stehen vor demselben Problem, das unsere Nachbarn in Europa jetzt haben.”

General Motors fährt in seinem Werk bei St. Petersburg die Produktion zurück und setzt auf Kurzarbeit. Im August und September werde nur vier Tage im Monat gearbeitet, sagte ein Firmensprecher am Donnerstag. Im Oktober sollen die Autos dann wieder an acht Tagen von den Bändern rollen. In dem Werk werden der Opel Astra sowie die Chevrolet-Modelle Cruze und Trailblazer gebaut.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sieht in der Tatsache, dass der umstrittene Hilfskonvoi aus Russland nach einer Woche schließlich doch in die Ukraine durchgelassen wurde, deutliche Zeichen der Entspannung in der Ukraine-Krise.

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