Russland auf dem Fragile-States-Index ziemlich weit unten© russland.news

Russland auf dem Fragile-States-Index ziemlich weit unten

Seit 2005 erscheint jährlich der Fragile States Index (FSI), der anhand politischer, ökonomischer und sozialer Kriterien die Stabilität, Fragilität und Verwundbarkeit von Staaten und das Risiko ihres Zerfalls in einem Ranking zum Ausdruck bringt.

Die ehemals Failed States Index genannte Rangliste wird von der US-amerikanischen Denkfabrik Peace Foundation erstellt und zunächst in der amerikanischen Zeitschrift Foreign Policy, seit 2019 über The New Humanitarian veröffentlicht. Verglichen werden alle souveränen Staaten, die Mitglied der Vereinten Nationen und für deren Analyse genügend Daten verfügbar sind.

Der Index stützt sich auf 12 Faktoren, um die Rangfolge der einzelnen Länder zu bestimmen, darunter Sicherheitsbedrohungen, Wirtschaftskrisen, Korruption, Kriminalität, Flüchtlinge, Vertriebene und Menschenrechtsverletzungen. Der FSI will anzeigen, ob der Staat und die Institutionen präsent sind oder nicht. Inwieweit sie ihr Territorium und die demografische, politische und wirtschaftliche Situation im Land kontrollieren sowie öffentliche Dienstleistungen bereitstellen können. Einen fragilen Staat mit schwacher oder ineffektiver Zentralregierung und unfähigen Behörden erkennt man in der Rangliste an hohen Werten. Die Liste dient inzwischen Journalisten und Wissenschaftlern für allgemeine Schlussfolgerungen über Länder oder Regionen.

Auch in Russland hat der FSI Beachtung gefunden. Das russische Wissenschaftsjournal Konturen globaler Transformationen: Politik, Wirtschaft, Recht hat aus der Liste mit 179 Ländern (angeführt von Finnland und Schweden mit einem Index von 18 beziehungsweise 24) Russland und 14 Nachfolgestaaten getrennt analysiert.

Der Index ist für Russland im Vergleich zu anderen postsowjetischen Staaten zu hoch. In Litauen liegt dieser Wert beispielsweise bei 41,7, in Kasachstan bei 65,9 und in Belarus bei 72,4. Russland hat einen Wert von 79,2.

„Der hohe Fragilitätsindex in den nachsowjetischen Ländern und Russland bildet die Voraussetzung für die Entstehung von „Regimen mit außerordentlichen Befugnissen“, „Staaten der nationalen Sicherheit“ (was ihre Fragilität aufgrund der ideologischen Schwäche solcher Regime und ihrer Unfähigkeit, den nationalen Zusammenhalt zu gewährleisten, nur noch verstärkt), so die Experten. Die Zahl der territorialen Streitigkeiten, eingefrorenen Konflikte und nicht anerkannten Staaten in der Region sowie die Anfälligkeit für externe Schocks bestätigen, dass der Diskurs über ‚Staatlichkeit‘ für den gesamten postsowjetischen Raum relevant“ sei.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist der eigentliche Indikator für Fragilität die Anfälligkeit der Länder der Region für externe Herausforderungen und Krisen: „Das jüngste anschauliche Beispiel sind die Folgen der globalen Finanzkrise 2008/2009, die die baltischen Staaten sowie Armenien, die Ukraine und Russland am härtesten getroffen haben und die die Kosten einer hohen Integration in die Weltwirtschaft zeigen“.

Es wird interessant sein, diese Zahlen mit den Auswirkungen der aktuellen „pandemischen“ Krise auf die Wirtschaft zu vergleichen. Es gibt bereits Prognosen, dass das russische BIP je nach Ölpreisentwicklung weltweit um 5,5 Prozent und im schlimmsten Fall um bis zu 9,6 Prozent sinken wird.

Mit anderen Worten, trotz der relativen Erfolge bei der Integration in die Weltwirtschaft stellt die „periphere“ Position der Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion eine Gefahr für die Stabilität dar, was die Ergebnisse der globalen Finanzkrise von 2008 deutlich gezeigt haben und die Ergebnisse der aktuellen Krise wahrscheinlich noch zeigen werden.“

[hrsg/russland.NEWS]

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