Russischer Experte hält Wahlkampagnen für wirkungslos – Werbung und Propaganda wählen keine Präsidenten

Russischer Experte hält Wahlkampagnen für wirkungslos – Werbung und Propaganda wählen keine Präsidenten

Politische Werbung und Propaganda ändern nichts an der vorherrschenden öffentlichen Stimmung, meint Konstantin Sonin, Professor an der University of Chicago und der Moskauer Higher School of Economics. Wie wenig Geld und Werbung bedeuten können, zeigt Sonin zufolge der Wahlkampf in den USA, für den Kandidaten Hunderte Millionen Dollar für Werbung und andere Möglichkeiten ausgeben, um die Wähler zu überzeugen. Daraus lassen sich Rückschlüsse über die Wirksamkeit der Propaganda in Belarus und Russland ziehen.

Dass Hunderte Millionen Dollar die Popularität eines Kandidaten nicht ändern können, erfuhr zuletzte Michael Bloomberg, Milliardär und ehemaliger Bürgermeister von New York, während seiner Kampagne für die Kandidatur bei der US-Präsidentenwahl im Jahr 2020. Mit einer halben Milliarde Dollar füllte er alles mit Anzeigen – sowohl im Fernsehen als auch im Internet. „Und alles umsonst – für diesen unglaublichen Geldbetrag erhielt Bloomberg nichts von den Wählern. Die Werbung hat nicht dazu beigetragen, die Bürger davon zu überzeugen, Bloomberg anderen demokratischen Kandidaten vorzuziehen“, konstatiert Sonin. Das beweise die Unmöglichkeit, „Bürger davon zu überzeugen, eine bereits etablierte Meinung zu ändern, unabhängig davon, welche Ressourcen dafür ausgegeben werden“.

Präsident Donald Trump hat bereits fast eine Milliarde Dollar für seine Kampagne gesammelt, sein Herausforderer Joe Biden nähert sich dieser Zahl. Politische Werbung sei omnipräsent, selbst an der Wohnungstür. Trumps freiwillige Wahlhelfer wollen mit 100 Millionen Menschen persönlich gesprochen haben. Es wurden enorme Ressourcen aufgewendet, um die Bürger zu überzeugen, aber basierend auf Umfragen sind die Werte beider Kandidaten seit Anfang Mai praktisch unverändert geblieben. Das bedeute, so Sonin, „dass Werbung, einschließlich politischer Werbung, nur wenig Einfluss auf die Bürger hat“.

Die Vorgänge in den sagen aber auch etwas über die Aussichten der Propaganda, zum Beispiel in Belarus. Sonin gibt denjenigen, die glauben, der Protest gegen Alexander Lukaschenko werde verpuffen, zu Bedenken: „Egal wie viel und egal was im Fernsehen gesagt wird, egal welche Propagandatricks verwendet werden, die Haltung der Bürger ihm gegenüber wird sich nicht grundlegend ändern, seine Bewertung in der Gesellschaft wird nicht wachsen.“

Eine effektive Regierungsführung des Landes in einer solchen Situation sei fast unmöglich. Nun komme es darauf an, „wie schnell sein Gefolge verstehen wird: Lukaschenko loszuwerden ist viel einfacher und billiger, als die Bürger davon zu überzeugen, ihn wieder gut zu behandeln“. Mit seiner im Voraus nicht angekündigten Amtseinführung gestern im Unabhängigkeitspalast in Minsk hat Lukaschenko erneut die Stimmung gegen sich angefacht.

Um am Ende auf die Überschrift zurückzukommen – ihr zweiter Teil entstand in Anlehnung an „Geld schießt keine Tore“ und zitiert nicht Professor Sonin.

[hrsg/russland.NEWS]

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