Herr Petrow und Frau Chochlowa- Russische Familiennamen

Russische Familiennamen sind stets zweiteilig aufgebaut: Sie bestehen aus Wurzel und Endung. Die Wurzel kann variieren, hier ist die Auswahl gross, bei den Endungen sind die Wahlmöglichkeiten hingegen stark eingeschränkt. Sie lauten meist auf –ow, -ew und -in, die weiblichen Pendants dazu sind –owa, ewa und -ina. Alle drei Endungen entsprechen der grammatikalischen Form des Genitiv Mehrzahl.

Daneben existiert auch die typische Adjektivendung –ski bzw. –skaja, wie zum Beispiel im Namen Bojarski. Eine Eigenheit sind die Endungen auf –enko und –itsch: Erstere findet sich vor allem in Südrussland und der Ukraine, auf –itsch lautende Familiennamen kommen in Weissrussland gehäuft vor.

Die Wurzeln lassen sich, wie auch die deutschen, grundsätzlich in vier Herkunftsgruppen unterteilen: Sie sind von Vornamen, Berufsbezeichnungen, Ortsangaben oder persönlichen Eigenschaften abgeleitet.

Besonders verbreitet ist die erste Variante, bei der Vornamen Pate gestanden haben: Petrow, Iwanow und Alexejew sind sehr häufig anzutreffende russische Allerweltsnamen. Von welchem Vornamen sie abstammen, ist leicht zu erkennen. Aber auch Rodionow, Nikiforow, Amwrosijew und Tichonow wurden einst aus Vornamen abgeleitet, nur sind diese inzwischen veraltet. Heute würde niemand mehr sein Kind Rodion oder Tichon nennen, der dazugehörige Nachname aber hat sich erhalten.

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Zur Gruppe der Berufsbezeichnungen zählen Namen wie Kusnezow, Tkatschew, Portnow oder Rybakow. Der кузнец ist der Schmied, ткач heisst Weber und Portnow kommt von портной, Schneider. Ein рыбак ist ein Fischer. Bei den Ortsbezeichnungen gibt es offensichtliche Fälle- wo die Vorfahren von Herrn Sibirjakow oder Frau Uralzewa einst wohnten, ist auch heute noch offensichtlich. Auch die Verbindung von Bakinski und der Stadt Baku ist nicht allzu schwer zu erkennen. Die Urahnen von Herrn Oserow wohnten wohl einst an einem oзеро, einem See. Je weiter man nach Westen Richtung Polen fährt, desto öfter sind Poljakows anzutreffen- поляк heisst Pole. Im Süden Russlands und der Ukraine sind Moskaljow und Chochlow häufig: Moскаль heisst Moskauer, also Russe, und ein хохол ist ein Ukrainer. Die Durchmischung von Russen und Ukrainern hat so auch in der Sprache Spuren hinterlassen. Jedoch sind diese Nationalitätenbezeichnungen, sowohl хохол als auch москаль, heute nur noch im abwertenden Sinn gebräuchlich.

Am vielfältigsten ist die Sprache bei den persönlichen Eigenschaften, hier findet man so gut wie alles, wohltönendes und auch weniger schmeichelhaftes: Dobronrawow (,,gute Sitten‘‘), Podkydischew (,,Findelkind‘‘), Djuschew (von дюжий, ‘‘bärenstark‘‘), Bodrow (бодрый, ‘‘munter‘‘), und offensichtlich hatte einer von Gorbatschows Vorfahren massive Rueckenprobleme: горбач bedeutet ‘‘Buckliger‘‘.

Dieser Text wurde uns von den Liden & Denz Sprachschulen für Russisch in St. Petersburg und Moskau zur Verfügung gestellt.

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