Russen trinken weniger Alkohol

Vor fünf Jahren verbot ein Bundesgesetz die Werbung in gedruckten und elektronischen Medien für alkoholische Getränke einschließlich Bier. Das zeige laut dem russischen Gesundheitsministerium offenbar Wirkung. Insgesamt sei der Alkoholkonsum unter Russen rückläufig.

Wie der Pressedienst des russischen Gesundheitsministeriums am vergangenen Donnerstag mitteilte, habe sich das Werbeverbot für Alkoholika bereits bezahlt gemacht. Denn, die Erhebung beinhaltet nicht nur den gegenwärtigen Alkoholkonsum, sondern auch dessen Folgeschäden.

Demnach hat der jährliche Konsum an reinem Alkohol 2012 noch 12,4 Liter pro Kopf betragen. War das bereits eine Verbesserung zum Jahr 2005, als noch 15,75 reiner Alkohol in Russland konsumiert wurde. Bis zum Jahr 2016 sank der Verbrauch noch einmal um 2,1 Liter auf nur mehr 10,3 Liter pro Kopf. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei eine Menge von etwa acht Litern reinem Alkohol als Höchstmenge jährlich im Rahmen des Vertretbaren.

Auch in der Sterblichkeitsrate spiegelt sich der verminderte Alkoholgenuss wieder. 2016 verzeichnete die WHO einen deutlichen Rückgang der alkoholbedingten Todesfälle in Russland. Während im Jahr 2012 noch 11,4 von 100.000 Menschen durch Alkohol, beziehungsweise dessen Folgen starben, habe sich diese Zahl vier Jahre später mit 5,6 Toten nahezu halbiert, so das Gesundheitsministerium.

Gemäß einer Statistik von 2015, bevorzugen ungefähr 61 Prozent der Russen „harte“ Spirituosen, 39 Prozent hingegen würden zu alkoholischen Getränken mit deutlich geringerem Alkoholgehalt, darunter hauptsächlich Bier, greifen.

Seit 2005 waren Verkäufer von Alkohol verpflichtet, sich von jungen Käufern einen Pass zeigen zu lassen, um zu prüfen, ob sie bereits 18 Jahre alt sind. Damals wurde beschlossen, dass jeder Strafe zahlen muss, der in der Öffentlichkeit alkoholhaltige Getränke zu sich nimmt.

Seit Januar 2013 dürfen Wodka, Bier und Wein etc. nachts nicht mehr über die Theke gehen. Das Nachtverkaufsverbot gilt laut Gesetz auch für die vielen 24-Stunden-Supermärkte in Russland, die Alkoholika nur zwischen zehn Uhr morgens und zehn Uhr abends verkaufen dürfen.

Mit all diesen Maßnahmen hat Präsident Dmitri Medwedew durch kleine Schritte geschafft, woran Gorbatschow mit seinen Prohibitionsversuchen zwischen 1985 und 1991 per Dekret grandios gescheitert war.

Um den Alkoholmissbrauch nachhaltig einzuschränken, besteht das russische Gesundheitsministerium darauf, dass die nationalen Gesetze weiter verschärft werden. „Der größte Teil aller sozialen, wirtschaftlichen und persönlichen Probleme stammen nicht vom Alkoholismus selbst, sondern vom Alkoholmissbrauch“, so das Ministerium süffisant.

Eigenen Erfahrungen zufolge finden sich jedoch durchaus Mittel und Wege, diese Alkoholverbote zu umgehen. Eine gängige Praxis ist eine „Trinkstube“ in einem Nebenraum des Geschäfts zu integrieren, für die andere Auflagen gelten. Niemand ist in der Lage zu kontrollieren, ob die geöffnet erworbenen Alkoholika anschließend tatsächlich vor Ort verkonsumiert werden oder den Verkaufsraum verlassen.

Die Strategie des Ministeriums, gesunde Lebensstile zu fördern und bis 2025 gezielt alkoholbedingte Krankheiten einzudämmen, sieht künftig weitere Beschränkungen beim Verkauf von alkoholischen Getränken sowie diverse andere Anti-Alkohol-Initiativen vor.

Diese Zahlen entsprechen den offiziellen Statistiken der WHO. Es darf davon ausgegangen werden, dass die realen Zahlen deutlich höher anzusiedeln sind. Aus Geldmangel greifen viele Russen zu illegal selbst gebrannten Spirituosen beziehungsweise hochprozentigen Alkoholderivaten.

[hub und mb/russland.NEWS]

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