Recht auf Unschuldsbeweis – IOC-Chef Bach verteidigt Russlands Olympiateilnahme

IOC-Präsident Thomas Bach wird weltweit scharf kritisiert, weil Russland doch an den Olympischen Spielen teilnehmen darf. Bei der Vollversammlung der Organisation in Rio erklärte er nun, die Zulassung der Russen sei ein Gebot der Menschenrechte. Zugleich kündigte er an, den Kampf gegen Doping mit aller Härte fortzusetzen.

Der 62-Jährige Deutsche sagte, die Härte der Anschuldigungen hätte es unmöglich gemacht, gegenüber den russischen Sportlern das Prinzip der Unschuldsvermutung anzuwenden. Andererseits sei es genauso unmöglich gewesen, ihnen das Recht zu nehmen, ihre Unschuld zu beweisen.

Eine Frage der Gerechtigkeit

Man könne den Einzelnen nicht für Rechtsverletzungen auf Staatsebene verantwortlich machen, wenn er nicht daran beteiligt ist, so Bach weiter: „Das ist eine Entscheidung über Gerechtigkeit. Gerechtigkeit muss unabhängig sein von der Politik.“

Zugleich warnte er die russischen Behörden vor weiteren ernsten Konsequenzen. Sollte die Beteiligung des Sportministeriums an den Doping-Machenschaften tatsächlich wahr sein, so wäre dies ein „beispielloser Angriff auf die Ehrlichkeit des Sportes und der Olympischen Spiele“.

IOC offenbart seine Abhängigkeit“

Zuvor hatten die Antidoping-Agenturen von 13 Ländern den IOC-Beschluss über die Teilnahme Russlands an den Olympischen Spielen in Rio scharf kritisiert. Die diesbezügliche Erklärung wurde von Österreich, Kanada, Dänemark, Finnland, Deutschland, Japan, den Niederlanden, Neuseeland, Norwegen, Polen, Schweden, der Schweiz und den USA unterschrieben.

„Mit dieser Entscheidung zeigt das IOC, dass ihm die Unabhängigkeit fehlt (…); die Rechte der sauberen Sportler der ganzen Welt müssen geschützt werden. Man hätte eine radikale Entscheidung treffen müssen, damit sich eine Situation wie diese niemals wiederholt“, heißt es in dem Papier. Das IOC könne nicht garantieren, dass die zugelassenen russischen Athleten frühere Doping-Kontrollen regelkonform absolviert haben und nur saubere Sportler an den Spielen teilnehmen.

Claudia Pechstein: Bach ist käuflich und lügt!

Mehrere deutsche Spitzensportler hatten in den letzten Tagen mit entschiedener Kritik auf den IOC-Beschluss reagiert. So bezeichnete Diskus-Olympiaseiger Robert Harting Bach als „Teil des Doping-Systems“. „Ich schäme mich für ihn“, was jetzt geschehe, sei „eine neue Enttäuschungsdimension“.

Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein, die selbst mit Doping-Vorwürfen und einer Zweijahressperre konfrontiert war und nach wie vor ihre Unschuld beteuert, erklärte, Bach habe sich bei der Entscheidung zugunsten Russlands „politisch kaufen lassen“. Er „lügt die Welt an“, so die 44-Jährige. Nach dem bekannt wurde, dass eine gedopte chinesische Geherin zu den Spielen zugelassen wurde, forderte sie am Montag Bachs Rücktritt.

[sb/russland.NEWS]

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