Putins „Wölfe“ unterwegs nach Berlin – wer hat Angst vor wem?

[Von Susanne Brammerloh] – In den letzten Tagen versuchen Mitglieder der russischen Motorrad-Vereinigung „Nachtwölfe“, zum 8./9.Mai nach Berlin zu kommen, um dem 70. Jahrestag des Sieges und der Befreiung Deutschlands vom Hitler-Regime zu gedenken. An den Grenzen zur EU werden ihnen alle nur erdenklichen Knüppel in die Räder geworfen, um sie daran zu hindern. Was steckt dahinter?

Die „Nachtwölfe“ sind in Westeuropa verrufen als die „Putin-Gang“. Angefangen hatten die Biker Anfang der 1990er Jahre als Anti-Regierungs-Bewegung. Später haben sie sich die Orthodoxie und die Unterstützung für Präsident Putin auf die Fahnen geschrieben. Angesichts der aktuellen Entwicklung zurück zum Kalten Krieg will die EU sie nicht sehen beim offiziellen Gedenken zum Kriegsende in Europa.

Sie fahren aber trotzdem, natürlich. Denn sie haben ja eigentlich eine ganz vernünftige Mission. „Rocker für den Frieden“, zum Beispiel. Es gab in den Jahren zuvor Motorrad-Korsos mit Russen und Deutschen, zum Beispiel fuhren in St. Petersburg deutsche und russische Biker zu Soldatenfriedhöfen und haben Gottesdienste miteinander abgehalten. Aber angesichts der aktuellen politischen Situation sind solche Korsos jetzt nicht gern gesehen in Deutschland.

Filzen an den Grenzen, Zurückweisungen, Visa-Annullierungen. Willkommen im neuen Kalten Krieg! Die „Nachtwölfe“ sind ultra-patriotisch und russisch-orthodox unterwegs, die EU antwortet mit Verbot. Ist das unsere Zukunft? Ich will hoffen, dass es nicht so ist. Wo sind wir eigentlich? Ich glaube, in einem ganz großen falschen Film.

Ich würde den Bikern „aus dem Osten“ wünschen, ihre Ideologie zu überdenken. Und ich wünsche dem „Westen“, seine erneute Russophobie abzulegen und zu akzeptieren, dass Russen ein Recht haben, am 8./9.Mai in Berlin mitzumischen und sie nicht gleich wieder zu „Feinden“ zu erklären. Denn wenn es beide nicht schaffen, sich anzunähern, sind wir wieder genau da, wo wir 1945 schon einmal waren. Genau in dem Jahr, dem wir in wenigen Tagen gedenken wollen.

 

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