Putins angekündigter Text über den Zweiten Weltkrieg wurde veröffentlicht

Putins angekündigter Text über den Zweiten Weltkrieg wurde veröffentlicht

Im Gegensatz zum US-Präsidenten Donald Trump, der die Öffentlichkeit per Twitter über seine Gedankenwelt in kurzen Tweets informiert, hat der russische Präsident einen langen und detailreichen Artikel verfasst, der über 200 Mal länger ausfällt als eine Twitter-Botschaft. Pünktlich zum Feiertag „75 Jahre Sieg über Nazi-Deutschland“ am 24. Juni 2020 schrieb Putin auf, was er von der im Europa-Parlament vom 19. September 2019 verabschiedeten Resolution hält, in der die Schuld am Zweiten Weltkrieg zur Hälfte Russland in die Schuhe geschoben wurde. Bereits Ende 2019 hatte Putin angekündigt, einen Artikel über die Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges schreiben zu wollen.

Putins Artikel ist so etwas wie ein Grundsatzprogramm, in dem er Putin sowohl den einfachen Russen, als auch den einflussreichen Politikern der Welt erklärt, wie er die geschichtlichen Zusammenhänge sieht und vor allem, welche Lehren daraus für die heutige und zukünftige Politik zu ziehen sind.

Er schreibt über das, was er in Archiven über den Weg in den Zweiten Weltkrieg und über den Verlauf des Krieges gefunden hat und beruft sich auf neue, in Russland veröffentlichte Originaldokumente. Nach einer persönlichen Erinnerung und Worten über die russische Erinnerungskultur erklärt Putin, warum er den Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg für fehlerhaft hält, da er durch die hohen Reparationszahlungen gegenüber Deutschland zum Erfolg der Nationalsozialisten beigetragen habe.

Das Münchner Abkommen von 1938 in dem Großbritannien, Frankreich und Italien Hitler erlaubten, der Tschechoslowakei das Sudetenland wegzunehmen, schildert er sehr genau. Noch genauer beleuchtet er den Molotow-Ribbentrop-Paktes, mit dem die Resolution des Europa-Parlamentes vom 19. September 2019 der UdSSR eine direkte Mitschuld am Zweiten Weltkrieg zu geben versuchte.

Dann schlägt Putin einen Bogen über Nachkriegszeit bis heute. Er plädiert dafür, aus der Vergangenheit zu lernen, nicht die Geschichte umzuschreiben oder bestehende Regeln und Institutionen, die seit 1945 einen neuen Weltkrieg verhindert haben, zu schwächen. Ganz am Ende des Artikels schlägt eine große Konferenz (von den Medien bereits als „neue Jalta-Konferenz“ bezeichnet) vor, auf der sich die „Großen Fünf“ auf Regeln einigen sollen, die auch in Zukunft einen globalen Konflikt verhindern können.

Im Zweiten Weltkrieg kam jeder siebte Sowjetbürger ums Leben. Der Krieg hat sich tief in die russische Seele und in das kollektive Gedächtnis des Landes eingebrannt. Der Zweite Weltkrieg ist in Russland immer noch präsent, wesentlich stärker, als in allen westlichen Ländern.

Der ganze Artikel von Putin erschien zuerst in englischer Sprache in der US- am 18. Juni amerikanischen Zeitschrift The National Interest. Kurz danach wurde der Artikel dann auch auf der Homepage des Kremls in russischer Sprache publiziert. Auf deutsch ist Putins Text hier zu lesen >>>.

[hrsg/russland.NEWS]

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