Putin morgen in Berlin [mit Video-Classic]

[von Roland Bathon] Erstmals seit Beginn des Ukrainekonflikts  wird morgen  Russlands Präsident Putin nach Deutschland, genauer gesagt nach Berlin kommen. Er trifft sich dort im „Normandie-Format“ neben Bundeskanzlerin Merkel mit dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko und Frankreichs Staatchef Hollande.

Thema Ukrainekonflikt

Thema wird der Ukrainekonflikt und die hierzu getroffene Vereinbarung von Minsk sein. Gespräche zu dem Thema sind auch dringend nötig, da sich die Situation vor Ort in jüngster Zeit wieder verschlechtert hat – und wirklich gut oder auf dem Weg einer einvernehmlichen Lösung war sie nie. So kam nun Rebellenführer Pawlow dort gewaltsam zu Tode – mutmaßliche Täter sind laut der renommierten russischen Zeitung Kommersant ukrainische Sabotagetruppen. Igor Mosiychuk von der ukrainischen Radikalen Partei sprach denn auch von einer „Beseitigung“ von Pawlow, während gemäßigte ukrainische Politiker vom Block Poroschenkos mutmaßten, Rebellen selbst hätten Pawlow, bekannt auch unter dem Decknamen „Motorola“, getötet. Ungeachtet dessen kündigte Rebellenpräsident Sachartschenko Vergeltung gegen die Ukraine an – eine neue Eskalation zeichnet sich ab.

Aktuell hofft auch Kiew mehr, Deutschland und Frankreich würden sich angesichts des sich zuspitzenden Syrienkonflikts mit Russland komplett auf ihre Seite schlagen als sich auf eine Vermittlerrolle festzulegen. So glaubt man beim Berlintreffen kaum an einen Durchbruch für den Donbass. Allgemein werden die Ukrainer auch abwarten, wer die US-Präsidentenwahl gewinnt, da sie bei einem Erfolg für Hillary Clinton auf eine deutlicher proukrainische Linie des Westens und Konfrontation mit Russland hoffen. So werden entscheidende Schritte zur Umsetzung der Minsker Vereinbarung in den nächsten Wochen kaum zu erwarten sein.

 Das „Normandieformat“ – bisher praktisch erfolglos

Das „Normandieformat“, in dem der Gipfel im Berliner Kanzleramt stattfindet, geht zurück auf ein Treffen in dieser Zusammensetzung 2014. Am Rande einer Gedenkfeier zur Landung der Alliierten in der Normandie hatte man  damals erstmals so getagt, um über den Ukrainekonflikt zu diskutieren. Weitere Treffen in der Viererkonstellation folgten, jedoch ohne größere Bewegung im Donbass selbst, wo immer jede Seite erst einmal die andere zu Zugeständnissen und Taten aufforderte bzw. Verfehlungen vorwarf oder selbst solche produzierte.

Syrien auch Thema?

Der Syrienkonflikt steht  – jedenfalls laut Kremlsprecher Peskow – nicht auf der Berliner Tagesordnung. Dem widerspricht ein wenig die Darstellung der Bundesregierung, dass man zu diesem Thema ebenfalls reden will – allerdings ohne die Ukraine in einer Dreierrunde nach dem Normandietreffen. Zum Bundeskanzleramt wird sich für uns übrigens unsere Moskauerin Julia Dudnik begeben, da sie sowieso gerade in Berlin zu tun hat – weitere Videos von ihr aus der deutschen Hauptstadt in Kürze.

Putin seit 2013 nicht mehr in Deutschland

Putin war 2013 zuletzt in Deutschland, damals noch zu einem weniger krisenhaften Besuch der Hannovermesse, bei dem man noch nicht ahnte, wie rapide sich die deutsch-russischen Beziehungen in den Folgejahren abwärts bewegen würden.  Hier unser damaliges Video vom Besuch, bei dem wir die Pressearbeit des Hannovermesse-Partnerlands Russland übernommen hatten – heute schaut das für uns aus wie der Blick in eine andere Epoche, eine gute alte Zeit:

Foto: Putin auf reisen, Kremlin.ru – Creative Commons

 

 

 

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