Putin ist in Auschwitz nicht willkommen

An einem trüben Januarnachmittag 1945 öffnet ein Major der 100. Schützendivision des 106. sowjetischen Ínfanteriekorps das Tor zu einem riesigen Lagerkomplex nahe der südpolnischen Stadt Oświęcim. Am Morgen hat seine Einheit die Zufahrt von Minen befreit und den letzten Widerstand der SS gebrochen.

Das erste, was ich sah, waren Menschen im Schnee, die aussahen wie Skelette. Sie trugen gestreifte Kleidung, und statt der Schuhe hatten sie Lumpen um die Füße. Sie waren so schwach, sie konnten den Kopf nicht drehen. ‘Die Rote Armee ist gekommen, Euch zu befreien’, sagten wir. Sie haben uns nicht geglaubt. Sie sind auf uns zugegangen und haben uns berührt, um herauszufinden, ob es wahr ist, was sie sehen.

Der Major heißt Anatolij Schapiro. Er ist 32 Jahre alt, jüdischen Glaubens und stammt aus dem ukrainischen Konstantinograd. Seit Oktober 1941 kämpft er an der Front. Doch was er an diesem 27. Januar 1945 zu Gesicht bekommt, dagegen verblasst alles Leiden und Sterben: “Meine Soldaten sagten zu mir: ‘Lassen Sie uns gehen. Es ist besser. Wir können hier nicht bleiben.’”

Es gibt keine anderen Befreier. Ende Januar ’45 waren die Westalliierten noch nicht einmal über den Rhein. Schon seit Jahrzehnten wird diskutiert, warum sie es bis zuletzt abgelehnt haben, die Gaskammern auch nur zu bombardieren. Und die alliierte Landung in der Normandie im Sommer 1944 kam in sowjetischen Augen viel zu spät — Stalin hatte schon 1943 eine zweite Front an der Atlantikküste verlangt.

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