Popularität der Battle-Raps in Russland

Eine der Besonderheiten der zeitgenössischen russischen Kultur besteht darin, dass sie wenig authentisch ist. Sie enthält meist eine breite Kompilation aus unterschiedlichen Regionen der Welt und amerikanische sowie europäische Tendenzen haben die Jugendlichen aus den großen Städten Russlands mittlerweile beeinflusst.

Hipsters, Pop-Musik, Mode, Anglizismen – all das steht inzwischen an der Spitze der aktuellen Themen und wurde von außen hineingetragen. Das Erbe Puschkins, Tolstois und Dostojewskis ist zwar noch präsent, doch bleibt es im Hintergrund. In diesem Artikel geht es um einen weiteren Aspekt des Einflusses der westlichen Kultur auf das Russland von heute, nämlich das Phänomen der Auseinandersetzung mittels Hip-Hop und den Aufstieg deren Popularität in der Russischen Föderation.

Am 1. September 2013 erschienn das Projekt Versus Battle als die russische Variante des englischen Don’t Flop und dem amerikanischen King of the Dot. Das Charakteristische ist ziemlich schlicht – zwei Rapper versuchen sich mit fantasievollen und technisch komplizierten Reimen gegenseitig zu beleidigen. Am Ende der Aufführung treffen die Richter die Entscheidung, wessen Auftritt origineller, bunter und aggressiver war. Soweit die durchschnittliche Version der Unterhaltung für Vertreter dieser engen und geschlossenen Subkultur. Jedoch, es war ein sogenannter Rap-Battle, der im russischen YouTube Furore gemacht hat.

Im April 2015 fand der Rap-Battle Oxxxymiron vs. Johnyboy statt, der die Geschichte des russischen Hip-Hops verändert hat. Plötzlich wurde das Video mit dem vernichtenden Sieg Oxxxymirons eine Million Mal binnen 24 Stunden angeklickt, was die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt hat. Nirgendwo auf der ganzen Welt wurde das Phänomen des Rap-Battles derart nachgefragt. Die Kunstfigur Oxxxymirons, im realen Leben heißt sie Miron Fjodorow, wurde schnell zum Symbol des russischen Rap-Battles und Fjodorow der unbezwingbare König der Szene. Seitdem gilt Rap-Battle als einer der populärsten Bestandteile der russischen Popkultur. Sogar die Repräsentanten des Perwy Kanal haben eine Parodie gemacht, in der berühmte TV-Moderatoren die Rolle der Rapper übernommen haben. Das alles ist aber schon längst wieder vorbei.

Eine frische Welle des Interesses erweckt gerade ein neuer Battle Oxxxymirons mit seinem Gegenbild Gnojnyj, der Eitrige, der eine entgegengesetzte Seite der Hip-Hop Kultur repräsentiert. Im Gegensatz zu Oxxxymiron, der mehr als zwanzig Jahre in Europa verbrachte und von dort aus den Weg an die Spitze des russischen Hip-Hops fand, fing Gnojnyj seine Karriere in den fernen Regionen Russlands an und wurde dafür bekannt, dass er die Figur eines Mannes aus den unteren Schichten der Gesellschaft verkörpert. Beide Rapper benutzen komplizierte Reime und einen reichhaltigen Background, was ihre Auseinandersetzung auch für die Intelligenz spannend macht.

Schon ein Jahr zuvor wurden die Massen von der kommenden Konfrontation in Wallung versetzt. Jedoch konnte niemand vorhersagen, dass der Battle einen neuen Rekord aufstellen wird und eine so breite Resonanz verursacht – der Battle erschien am 13. August 2017 und hat mehr als vier Millionen Zuschauer für nur eine Nacht versammelt. Dieses Ereignis hat die Aufmerksamkeit eines breiten Spektrums öffentlicher Figuren, von Fußballspielern bis Politikern, geweckt. Zudem hat Oxxxymiron zum ersten Mal einen Battle verloren, dazu noch mit einer Punktzahl von null zu fünf, was den Weg in eine neuen Epoche des russischen Battle-Rap öffnet – der König ist besiegt.

Somit wurde das ganz fremde Phänomen zu einem der am meisten besprochenen Themen in den russischen Medien. Das Interessante ist, dass Oxxxymiron trotz der Niederlage eine große Gastspielreise und ein Battle mit dem amerikanischen Rapper Dizaster eingeplant hat. Man kann ziemlich sicher sein, dass eine Niederlage seinen Erfolg nicht mindert wird. Was Gnojnij angeht, wurde er zum Top 1-Gast in vielen Internet-Shows, jedoch bleibt immer noch die Frage, ob sich seine Karriere als Rapper nach dem Sieg irgendwie anders entwickeln wird. Inzwischen hat der Battle mehr als zwnzig Millionen Klicks und rangiert unter den Top 5-Battles im russischen Youtube.

[Dima Bogomolow/russland.NEWS]

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