Patriotische Fake-Studenten [mit Video]

Es waren einmal ukrainische Studenten, die hier vor einer Woche eine Video-Botschaft nach Russland sandten, an die dortige Stundentenschaft.

Die Ukrainische Botschaft

Der Inhalt war mehr oder weniger: Glaubt nicht Euren Medien, was sie Euch über die Ukraine erzählen und dann enthielt die Botschaft natürlich auch die Sicht der ukrainischen Studenten – also ihre „Wahrheit“ als Anhänger des Euromaidan. Der Film wurde mengenmäßig ein Erfolg mit über 2.000.000 Zuschauern – auch wenn er beim Publikum offenbar nicht so gut ankam und mehr Dislikes statt Likes erntete. Darunter gab es dann die üblichen russisch-ukrainischen Kommentarkriege, wie unter jedem solcher kontroverser Videos.

Die russische Antwort

Dann tauchte in Kaliningrad eine Antwort aus Russland, genauer gesagt Kaliningrad, in die Ukraine auf. Diese hält sich im weitgehend gleichen Stil, auch mit Studenten (recht attraktiven Studentinnen dazu), die nach vorne treten, erzählen wo sie so studieren und dann ihre Meinung sagen:

Hier handelt es sich nach ihren eigenen Worten im Kaliningrader Studenten, die auch schön – wie die Ukrainer – Studiengang und Namen vor ihren Sprüchlein aufsagen. Sie erzählen natürlich, dass in der Ukraine alles doch nicht so toll ist, wie die ukrainischen Studenten behaupten – um das einmal ebenfalls sehr kurz zusammen zu fassen. So Unrecht hätten ihre Medien nicht, meinen sie. Veröffentlicht wurde das Ganze auf der Seite der Jugendorganisation „Set“ – zu deutsch „Netzwerk“, die danach auf Anfrage fromm den örtlichen Onlinemedien erklärte, die Studenten wollten hier eine persönliche Antwort nach Kiew geben und man habe ihnen dazu die Möglichkeit gegeben. Das Onlineportal Nowij Kaliningrad vermutete jedoch von Beginn an auch PR-Absichten der Kreml-nahen Jugendorganisation, die sich bereits zur Zeit der Krim-Krise ähnlich in Szene gesetzt habe.

„Virtuelle“ Studenten

Die Bombe platzte in Kaliningrad dann vorgestern – als die „Antwort aus Kaliningrad“ bereits ebenfalls ein YouTube-Hit war – mit mittlerweile 1.400.000 Zuschauern. Das Onlineportal Nowij Kaliningrad sprach mit dem Rektor der Lehrstätten, die die Studenten nannten, um die jungen, engagierten Menschen einmal ausfindig zu machen. Leider waren nur keine Studenten mit den genannten Namen an den behaupteten Universitäten eingeschrieben. Sie waren dort – bei allen genannten Hochschulen – unbekannt und es muss jetzt davon ausgegangen werden, dass die Darsteller des russischen Antwortvideos vielleicht gar keine Stundenten sind, auf jeden Fall aber nicht die, für die sie sich ausgegeben haben. Das war natürlich angesichts des Verbreitungsgrads des Videos eine peinliche Enthüllung für die regierungsbegeisterten Netzwerker, denn als Mitwirkende kommen jetzt nur noch nichtstudierende Netzwerker oder gar junge Schauspieler in Betracht. Dennoch hat das „Netzwerk“ das Video übrigens dennoch heute noch als „studentisches Werk“ ohne  Berichtigung auf seiner Seite online, was seine eigene Glauwürdigkeit und die Ehrbarkeit seiner Absichten nicht unbedingt steigert. Das Video fiel jedoch prompt aus der Liste der meistgeschauten des russischen YouTube heraus – so hat sich online der Fake offenbar herumgesprochen.

Es ist Propandakrieg – ebenso in Russland wie in der Ukraine – und da scheint jedes Mittel recht zu sein, um einen Punkt zu machen. Vielleicht wäre es für beiden Seiten besser, gute YouTube-Videos mit völkerverbindendem Inhalt zu machen, als nur die eigene kontroverse Meinung online über die Grenze zu werfen. Damit ist wohl niemandem geholfen – am wenigsten den Opfern des Konfliktes, der hier ausgetragen wird.

Roland Bathon, russland.RU

 

 

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