Partisanendorf – Dorf ohne Partisanen

[von Uwe Niemeier] Beginnend im Jahre 1946 wurden alle Orte im heutigen Kaliningrader Gebiet umbenannt – sie erhielten russische Bezeichnungen und manchmal regt es die Phantasie an, was sich wohl die damals Verantwortlichen bei der Vergabe von Ortsbezeichnungen gedacht haben. Ich fand unweit von Kaliningrad das Dorf „Partisanskoje“ und meine Neugier wurde geweckt.

Ständig auf der Jagd nach irgendetwas Interessantem, was ich unseren Lesern aus dem Kaliningrader Gebiet vermitteln kann – natürlich mit dem hintergründigen Gedanken, Interesse an einem Besuch unserer Region auszulösen – stieß ich irgendwann auf die Siedlung „Partisanskoje“, vermutlich abgeleitet vom Wort Partisanen. Jede Ortsbezeichnung hat aber irgendeinen Bezug zu irgendwelchen Realitäten. Umbenennungen erfolgen in der Regel auch dann, wenn sich diese Realitäten verändern. 1946 haben sich Realitäten verändert. Ich fand heraus, dass diese Siedlung bis 1947 Schönmoor hieß – vermutlich weil es dort schön war und es ein Moor gab. Aber wieso erfolgte dann die Umbenennung in „Partisanskoje“? Es gab niemals Partisanen in diesem Gebiet und 1947 schon gar nicht. Aber vielleicht wusste ich irgendetwas nicht?

Ich machte mich weiter zu diesem Ort kundig und stellte Erstaunliches fest. So wohnten im Jahre 1910 in der Siedlung 94 Menschen, 1933 waren es 329 und 1939 fiel die Einwohnerzahl auf 297 Bewohner. Derartig kleine Dörfer gab es viele in Ostpreußen und leider war es so, dass viele dieser kleinen Siedlungen nach 1945 von der Landkarte verschwanden. Sie wurden nicht neu besiedelt, Häuser verfielen, Steine wurden für andere Bauten verwendet. Aber „Schönmoor/Partisanskoje“ folgte nicht diesem Trend, denn es existierte weiter und hatte im Jahre 2012 offiziell 1.132 Einwohner. Das machte mich neugierig, was denn dieses Dorf so anziehend macht und ich entschloss mich, eine Exkursion zu machen. Ich hatte Glück, denn es gab sogar eine regelmäßige Busverbindung von Kaliningrad und die Siedlung selber liegt nur eine halbe Stunde von Kaliningrad entfernt und, was das Wichtigste war – man braucht keinerlei Genehmigungen, um dort hinzugelangen.

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