Offener Brief an Putin: Maßnahmen nicht ausreichend

Offener Brief an Putin: Maßnahmen nicht ausreichend

Ärzte, Schriftsteller, Schauspieler, Ökonomen, Wissenschaftler und Journalisten richteten einen offenen Brief an Wladimir Putin. Darin fordern sie dringende Maßnahmen der Regierung und des Präsidenten Russlands zur Bekämpfung des Coronavirus. Jeder kann die öffentliche Petition auf der Internetseite Change.org unterzeichnen. Beim heutigen Stand haben das mehr als viertausend Menschen getan. Unter den Unterzeichnern sind prominente Persönlichkeiten wie der Journalist Leonid Parfjonow, die Verlegerin Irina Prochorowa und der Ökonom Sergei Gurijew.

Die Unterzeichner fordern, dass potenziell infizierten Bürgern die Möglichkeit gegeben wird, den Test schnell und kostenlos durchzuführen. Dafür ist es notwendig, Kliniken und medizinischen Zentren die Verwendung hochwertiger ausländischer Tests ohne Bestehen der Zertifizierung zu ermöglichen und privaten medizinischen Organisationen die Möglichkeit zu geben, im Kampf gegen die Epidemie zu helfen. „Massive proaktive Tests sind die Hauptmethode zur Kontrolle der Entwicklung der Epidemie“, heißt es in dem Brief. Es zeigt sich auch, dass Quarantänemaßnahmen wichtig sind. Die Verfasser bestehen auf Steuerstundungen für Kleinunternehmen und Mittelständler für einen Zeitraum von drei Monaten und auf der Steuerbefreiung von gemeinnützigen Organisationen. „Wenn man sich weigert, diese Maßnahmen sofort umzusetzen bzw. falsche und unnötig harte Methoden ergreift, wird sich die epidemiologische und soziale Situation im Land stark verschlechtern. Tausende und sogar Zehntausende unserer Mitbürger könnten sterben“, stellen die Initiatoren der Petition fest. In dem Schreiben wird auch die Verschiebung der Abstimmung über Änderungen der Verfassung vorgeschlagen.

Der Kreml nahm den offenen Brief zur Kenntnis, sagte der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, gegenüber der Presse. Die darin erhaltenden Vorschläge würden berücksichtigt, die endgültigen Entscheidungen zur Bekämpfung der Infektion verbleiben jedoch beim operativen Hauptquartier.

„Ja, natürlich kennen wir die Petition, wir sind sicher, dass sie im Hauptquartier beachtet wird“, so Peskow. „Hier sind, wie man schön sagt, zwei Ärzte und drei Meinungen“. Die operative Zentrale „ist für die ergriffenen Maßnahmen verantwortlich“. „Die direkte Arbeit wird von denjenigen ausgeführt, die Teil des Hauptquartiers sind. Dort sind Fachleute – sowohl Virologen als auch Ärzte, die andere Gesichtspunkte berücksichtigen, aber für die ergriffenen Maßnahmen verantwortlich sind“, betonte er.

Bis zum 21. März wurden in Russland 253 Fälle von Coronavirus-Infektionen registriert. In Moskau starb am 18. März eine mit dem Virus infizierte Patientin.

[hrsg/russland.NEWS]

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