Neue Statistiken – alte Probleme. Was beunruhigt die Russen am meisten?

Das unabhängige Meinungsforschungsinstitut Lewada-Zentrum hat die Ergebnisse seiner jährlichen Befragung, die seit 1998 traditionell Ende des Sommers durchgeführt wird, veröffentlicht. Man wollte von den russischen Bürgern wissen, welche gesellschaftliche Probleme sie besonders beunruhigen.

Im Vergleich zum vorigen Jahr konnte man feststellen, dass sich die Russen mehr Sorgen über ihren Wohlstand und Einkünfte (52%) und über die wachsende Arbeitslosigkeit (48%) machen. Jeder zweite gab zu, über die wachsende Arbeitslosigkeit beunruhigt zu sein. Das ist der höchste Wert seit Jahren.

Die Kluft zwischen Arm und Reich bereitet russischen Bürgern auch Sorgen (30%), sowie die Tatsache, dass viele keinen Zugang zur Bildung haben bzw. dass die Bildung immer kostspieliger wird (21%). Auch mit der medizinischen Versorgung und damit, dass man für immer mehr Leistungen zahlen muss, sind viele unzufrieden (31%).

Die Umweltverschmutzung gehört inzwischen auch zu den wichtigen gesellschaftlichen Problemen in Russland. Wenn 2017 nur 14% der Befragten dies erwähnten, so haben in diesem Jahr schon 25% der Russen die Umwelt zu den allarmierenden Problemen gezählt.

Die Kriminalität bereitet 2018 mehr Russen Kopfschmerzen als noch vor einem Jahr (15% zu 8%). Zwischen 2014 und 2017 konnte man den Höhepunkt des „sozialen Optimismus“ beobachten, der jetzt wieder abflacht. Das Vertrauen in die Polizei und Armee ist inzwischen gewachsen.

Viel weniger bekümmern die Russen Konflikte in den Machtstrukturen, Terrorakte im Nordkaukasus und Tschetschenien, AIDS oder Beschränkung der zivilen Rechte.

Die Preiserhöhungen blieben auch wie voriges Jahr das größte Problem für die meisten Russen. Wenn im August 2017 61% der Befragten sich am meisten darüber Sorgen machten, so waren es in diesem Jahr schon ganze 72%.

Insgesamt ist es spannend, die Schwankungen bezüglich der Wichtigkeit der Probleme seit 20 Jahren – seit dem diese Umfrage gemacht wird – zu beobachten. Nur in einem scheinen die Russen gleichermaßen besorgt zu sein, und zwar über den Verfall der Moral und der Kultur (1998 – 26%, 2018 – 21%). Auch in Fragen Korruption scheint sich in Russland nicht so viel getan zu haben (1998 – 32%, 2018 – 33%).

 

Daria Boll-Palievskaya

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