Menschenrechtler beobachten weniger Fremdenfeindlichkeit in Russland

Menschenrechtler beobachten weniger Fremdenfeindlichkeit in Russland

Das Moskauer Büro für Menschenrechte (MBHR) berichtete, dass Vandalismus und Gewalt aufgrund ethnischer, rassistischer und religiöser Intoleranz von 2017 bis 2020 zurückgegangen sind. Ex-Premier Dimitri Medwedew befürchtet eine Zunahme der Kriminalität durch in Russland gestrandete Migranten.

„Von Januar bis Juni 2017 wurden mindestens 25 solcher Verbrechen begangen. Im ersten Halbjahr 2018 und im gleichen Zeitraum im Jahr 2019 waren es mindestens siebzehn. Von Januar bis Juni 2020 fand die 2002 gegründete Menschenrechtsorganisation fünfzehn Fälle, die durch ethnische und religiöse Intoleranz motiviert waren“, zitierte RIA Nowosti den Bericht.

Die Autoren vermuten, dass die Selbstisolierung der Bürger, aufgrund derer die soziale Aktivität der Bevölkerung abnahm, die Abnahme der Gewalt verursacht haben könnte. Gleichzeitig wurden im März in Moskau und mehreren Regionen zahlreiche fremdenfeindliche Aussagen im Internet zu Asiaten, insbesondere zu Chinesen, veröffentlicht aufgedeckt.

Eine internationale Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos über Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus hatte im Februar gezeigt, dass 37 Prozent der Russen bereit sind, Kontakte „mit Menschen aus China oder mit Menschen, die wie sie aussehen“ zu vermeiden, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. In Frankreich und Großbritannien war diese Zahl der fast dreimal geringer.

Aufgrund der Selbstisolation ist auch die Zahl der öffentlichen Aktionen und Proteste radikaler nationalistischer Natur zurückgegangen. Laut MBHR wurden seit Jahresbeginn keine nennenswerten Proteste und Aktionen verzeichnet. Allerdings sind Nationalisten im Internet und in sozialen Netzwerken aktiver geworden, wobei das Hauptthema der Kampf gegen die Migration und die Einführung von Visa mit den Ländern Zentralasiens und des Kaukasus war.

Der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew ist der Ansicht, dass die Situation mit Migranten, die wegen der Covid-Pandemie nicht aus Russland nach Hause zurückkehren können, zu einem Anstieg der Kriminalität führen könnte.

Seiner Meinung nach sollte die Situation im Migrationsbereich genau überwacht werden: „In Russland gibt es immer noch viele Ausländer, die aufgrund der Pandemie ihre Arbeit verloren haben und nur begrenzt in ihre Heimat zurückkehren können.“ Bei einem Treffen über Trends der Kriminalität in Russland sagte Medwedew, die Pandemie könne „kriminelle Vergehen in einer Vielzahl von Branchen steigen lassen – vom kleinen Betrug bis hin zu schweren Verbrechen“.

Der Moskauer Bürgermeister Sergei Sobjanin hingegen ist darüber besorgt, dass viele Migranten nach dem Ende der Quarantäne im Frühsommer immer noch nicht nach Moskau zurückgekehrt sind. Die Zahl der ausländischen Arbeitnehmer in der Hauptstadt sei um 40 Prozent zurückgegangen, worunter besonders der Wohnungsbau und die Versorgungsbetriebe leiden.

[hrsg/russland.NEWS]

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