Mariupol: Gefechte und Geburtstagsparade [mit Videos]

Heute feiert die Stadt Mariupol in der Ostukraine ihren 236. Geburtstag. Wohl kaum an einem Wiegenfest der Stadt war so wenig Feierstimmung da wie in diesem Jahr, das dann auch noch mit einer Fake-Parade begangen wurde.

Die Schwindel-Parade

Das schreibt die örtliche Onlinezeitung Mariupol Schisn. Zum Stadtjubiläum gab es eine kleine Parade ukrainischer Regierungstruppen, die die Stadt beherrschen. Um seine Anzahl etwas größer wirken zu lassen, fuhr mehrere Fahrzeuge mehrmals im Kreis, um nicht nur einmal an der Parade teilnehmen zu können. Besonders peinlich war daran laut Mariupol Schisn, dass es in den Geschichtsbüchern der Stadt bereits schon einmal eine solche „Schwindel-Parade“ mit mehrfach vorbeifahrenden Panzerfahrzeugen gab: Am 8. Oktober 1941 von Truppen der Wehrmacht, die damals ebenfalls die Kampfkraft von Nazi-Deutschland gefaked demonstrieren wollten. Hier ein kurzer Amateurfilm von den offiziellen Feierlichkeiten, an denen vor allem die örtlichen Euromaidaner teil nahmen:

Die Geburtstags-Gefechte

Zu allem Überfluss ereignete sich am Geburtstag unweit der Stadt noch ein Bruch des Waffenstillstands, so dass die Stadtbewohner ihr Fest nachts zum Schein von Geschützfeuer hätten fortsetzen müssen. Auch die berüchtigten Raketenwerfer „Grad“ sollen wieder eingesetzt worden sein. Ort des Geschehens waren umliegende Ortschaften, in denen sich Regierungstruppen und Rebellen gegenüber liegen. Natürlich gingen die örtlichen Amateurfilmer gleich nach draußen und ihre Ergebnisse gibt es bei YouTube:

Filmen bei Nacht ist auch in Osteuropa nicht jedermanns Sache:

Von wem der neuerliche Bruch des Waffenstillstands ausging, dazu machte die Zeitung keinerlei Angaben. Dieser ist allerdings seit seinem Abschluss am 5.9. bereits zahlreiche Male gebrochen worden. Abhilfe soll hier nun eine demilitarisierte Pufferzone schaffen, die gestern in Minsk zwischen den Beteiligten am Bürgerkrieg vereinbart wurde.

Mariupol – Frontstadt mit geteilter Bevölkerung

Mariupol war im Frühsommer in die Hände der Regierungstruppen gefallen und wurde im Zuge der August-Offensive der Rebellen wieder zur Frontstadt. In der Stadt wohnen Anhänger beider Bürgerkriegs-Lager, wobei vor Beginn des Militärkonflikts die der Rebellen das weitaus größere „Mobilisierungspotential“ hatten. Ob da die Euromaidaner aufgeholt haben, lässt sich wohl am besten an den Originalaufnahmen von der „Parade“ beurteilen:

Man mag uns wieder eine antimaidanische Neigung unterstellen, aber wir finden die Aufnahmen vom Stadtjubiläum 2011 sympathischer:

Roland Bathon, russland.RU

COMMENTS