Made in Russia ist in

[Von Daria Boll-Palievskaya] Urlaub auf der Krim statt in der Türkei, „Lada“ statt Golf.  Immer mehr Russen wollen ihren Patriotismus auch in praktischen Taten zum Ausdruck bringen. Noch vor kurzem konnten vielleicht nur Touristen auf die Idee kommen, ein T-Shirt mit einer russischen Symbolik zu kaufen. Jetzt wird das Tragen eines Kleidungsstückes mit der Aufschrift „Ich bin Russe“ oder „Made in Russia“ auch unter jungen Russen populär. Aktivisten des Jugendprojekts  „SET“ („Das Netz“) haben als erste diesen Trend bemerkt. Ihre Aktion mit dem Namen „Modisch. Russisch“ startete auf  dem Platz der Jugend in der Stadt Jaroslawl.

Jeder, der bereit war seine alten Sachen mit englischen Überschriften abzugeben, bekam T-Shirts mit typisch russischen Logos und Bildern. Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Aktion hatte Polina Jurschenko, die selbst Modedesignerin ist. In den 90ern träumte jeder Jugendliche von einem Kleiderstück, wo „I love NY“ oder „Born in the USA“ stand. Das verband man mit Freiheit, man war hungrig nach westlicher Kleidung. „Das nutzten die großen Moderhersteller natürliche aus, unser Land wurde sozusagen zu einer kostenlosen Werbepattform für sie und für die amerikanische Lebensweise“, erklärt Polina. Mit ihrer Aktion will sie beweisen, dass auch ein russisches Logo schick sein kann.

Von Jaroslawl ging die Wechselaktion in andere russische Städte und kam gut an. Alleine in der eher westeuropäisch orientierten Metropole St. Petersburg haben 200 Leute ihre alten Sachen gegen patriotische T-Shirts, wo z.B. „Krim gehört uns“ steht,  umgetauscht. Der populäre Radiosender „Vesty FM“ fragte seine Hörer, ob es in ihrer Garderobe schon Sachen mit den Worten „I love Russia“ o.ä. gibt.  Die Reaktionen waren mehr als positiv. Eine junge Mutter rief an und erzählte begeistert dass sie selbst, ihr Mann und ihr Kind sogar Unterwäsche mit russischer Symbolik tragen. Ob man das als Ausdruck des Patriotismus werten kann, darüber waren die Moderatoren allerdings nicht einig.

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