Kryptowährungen in Russland – Von den Anfängen zur Regulierung

Wenige Trends hielten die Finanzwelt im Jahr 2017 so in Atem wie die immer stärker aufkommenden Kryptowährungen. Bitcoin und Co. erreichten im Jahresverlauf ein Rekordhoch und schlossen 2017 noch immer stark ab. Der russische Staat ist skeptisch, sieht jedoch auch die neu geschaffenen Möglichkeiten. Mittlerweile soll eine staatliche Regulierung beschlossen werden, die sich zum Ziel gesetzt hat, etwas mehr Ordnung in der digitalen Welt zu schaffen. Ein Überblick.

Globale Bedeutung steigt – Erste Reaktion von Putin

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Die Bitcoin-Zahlen im Jahr 2017 riefen viele Experten und Profiteure auf den Plan. Tatsächlich erreichte der Kurs unerreichte Höhen und lieferte eine mehr als 700-prozentige Steigerung gegenüber dem Vorjahr ab. Im Oktober stieg der Wert von Bitcoin auf über 5.000 US-Dollar. 12 Monate zuvor lag der Kurs noch bei unter 1.000 US-Dollar. Die Euphorie rund um die sogenannten Kryptowährungen ist somit einfach nachzuvollziehen. Die in extrem schneller Zeit steigenden Kurse locken viele Anleger zum neuen Star am Himmel, wie es auch in Russland zu Beginn des aufkommenden Hypes der Fall war. Solange Bitcoin und Co. noch am unteren Ende der Kursspanne zu finden waren, ließen sie auch die größten Regierungen der Welt ohne weitere Regulierung jeglicher Art zu. Dies änderte sich durch die zunehmende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit mittlerweile.

Wie Reuters und die russischen Staatsnachrichten RT berichteten, äußerte sich auch Präsident Wladimir Putin während eines Regierungstreffens zu Kryptowährungen und den mit ihnen verbundenen Risiken. In erster Linie unterstrich der Präsident die global gestiegene Bedeutung der Kryptowährungen im Hinblick auf ihre Tauglichkeit als Zahlungsmittel und Investmentoption. Dem schließt sich der Gouverneur der Zentralbank, Sergei Shvetsov an, der ein Verbot der einschlägigen Websites kategorisch ausschloss, da man sich sowohl der Möglichkeiten als auch der Risiken bewusst sei. Missbrauch der Währung für kriminelle Zwecke, zum Beispiel Geldwäsche, Steuerhinterziehung, der Token-Betrug am Investor selbst oder die Finanzierung von Terrorismus, müssten mit allen Mitteln verhindert werden.

Trotz oftmals rasanten Anstiegen zeichnet der Kurs keineswegs ein konstantes Bild. Ein Beispiel dafür sind die Entwicklungen, die in China Anfang September stattfanden. Statt Bitcoin weiter volles Vertrauen zu gewähren, schränkte die Volksrepublik den Handel mit der Kryptowährung stark ein. Die Folge war ein Kurseinbruch um 35%, der in der Folgezeit wieder wettgemacht wurde. Während Unternehmen in Europa immer öfter auf ICOs setzen, um Geld von einer breiten Masse einzunehmen, setzten China und Südkorea diesem Vorhaben mit Verboten ein jähes Ende. Ganz so extrem sind die in Russland getroffenen Maßnahmen nicht. Mehr zu den aktuell verabschiedeten Regulierungen in Russland weiter unten im Artikel.

Welche Alternativen besitzt der Anleger?

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Der Anleger stellt sich nunmehr zu Recht die Frage, ob er Bitcoin auf lange Sicht vertrauen kann. Branchen-Experten sind eher skeptisch. Die meist fehlende Regulierung im Großteil der Erde sorgt für eine überaus unsichere Zukunft des Kurses, der gegen Jahresende zudem abermals fiel. Unter anderem warnt auch Nobelpreisträger Robert Shiller vor einer früher oder später platzenden Blase. Ob Bitcoin in 15 bis 20 Jahren überhaupt noch existiere, sei völlig offen. Wo also liegen die Alternativen für alle Interessierten, denen Bitcoin und andere Kryptowährungen noch ein wenig zu heiß sind? Generell sind diese reichlich vorhanden und reichen von risikoarmen bis zu risikoreichen Möglichkeiten.

Den meisten Trading-Anfänger sollte der Forex-Handel bereits ein Begriff sein. Es handelt sich dabei um einen Devisen- bzw. Währungsmarkt, der auf Englisch als Foreign Exchange Market – kurz Forex – genannt wird. Im Gegensatz zu den Kryptowährungen, geht es dabei nicht um ein neues, medientaugliches Phänomen, sondern den größten Finanzmarkt der Welt mit einem Tagesumsatz von über 4 Mrd. US-Dollar, der viele VIP Trader anlockt, die bereit sind, hohe Beträge zu investieren. Die Handelspartner führen untereinander einfach ausgedrückt Tauschgeschäfte durch, die internationale Währungen beinhalten. Dabei wird stets in Paaren gehandelt, sprich Euro ist gegen Britisches Pfund tauschbar, US-Dollar gegen japanischen Yen usw. Das weltweit beliebteste Handelspaar lautet im Übrigen Euro und US-Dollar.

Wie meist an der Börse, ist der Devisenkurs von Angebot und Nachfrage abhängig. Der Kurs einer Währung steigt dementsprechend auch bei steigender Nachfrage. Einflüsse wie die politische und wirtschaftliche Situation eines Staates spielen ebenso in den Kurs hinein wie Tourismus und Zinssätze. Sollte der Trader einen gegenüber dem US-Dollar fallenden Euro erwarten, so würde er einen Short-Trade setzen. Beim Gegenteil, sprich einem steigenden Euro gegenüber dem US-Dollar, begibt er sich unterdessen in die Long-Position. Über beide Wege sind Gewinne möglich, wenn sich die Prognose letztlich auch in die Realität umsetzt. Viele Feinheiten im Trading-Alltag machen den Forex-Handel zu einer nicht weniger spannenden Alternative, verglichen mit den teils wackeligen Kryptowährungen.

Russland setzt auf Regulierung

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Zurück zur Ausgangsthematik – den Kryptowährungen. Nachdem asiatische Staaten mit kompletten Verboten von vielen Optionen Erfolg hatten, setzt Russland auf ein Gesetz zur Regulierung von Bitcoin und Co. Die Gesetzesvorschläge wurden laut einem Regierungsmitglied Ende Dezember des vergangenen Jahres der russischen Legislative vorgelegt. Diese sollen sich vor allem um die Regeln hinsichtlich der Produktion und dem Handel von Kryptowährungen drehen und klare gesetzliche Grundlagen schaffen. Perspektivisch im Frühjahr Richtung März, sollen die Gesetzesvorschläge schließlich in die Tat umgesetzt werden. Der russische Politiker Anatoly Aksakov unterstrich die zuvor von Putin geäußerten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und wähnte unzählige Bürger in Gefahr durch den bereits stattfindenden Krypto-Handel.

Ursprünglich sollten die Gesetze bereits im alten Jahr durchgewunken werden, wurden allerdings insbesondere durch die unterschiedlichen Ansichten der Politiker verzögert. Hardliner sind der Meinung, dass keinerlei Regulierung vonnöten sei, während anderen wie China vor allem die ICOs ein Dorn im Auge sind. Die Anforderungen an Letztere und die maximale Höhe der Investitionen pro Person sind Schlüsselpunkte der Verhandlungen zwischen den Seiten. In den kommenden Wochen und Monaten soll bis zur klaren Deadline des Präsidenten die weitere Detailarbeit stattfinden, um das Gesetz schließlich zuverlässig auf den Weg bringen zu können.

Von Interesse war zuletzt vor allem durch die Bankenprobleme Russlands auch die diskutierte potentielle Einführung einer eigenen staatlichen Kryptowährung, dem sogenannten Krypto-Rubel. Auch wenn dieser in den vergangenen Monaten wieder etwas an Bedeutung in der Berichterstattung verloren hat – nicht zuletzt aufgrund der anstehenden Regulierungen – hat das Land mit einigen außen- und innenpolitischen Problemen zu kämpfen. Vor allem die Ölpreiskrise und die Krim-Annexion sorgten für Löcher in den Banken, von denen laut Expertenmeinungen vor allem abgelenkt werden soll. Die zentralisierte Kryptowährung könne nicht von Erfolg gekrönt sein.

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