Krim: Wandel zur Normalität und aus den Schlagzeilen

Die Uhren werden umgestelt, die letzten Ukraine-treuen Soldaten sind verschwunden – doch der innere Wandel der Krim zu einem Teil Russlands geht weiter. Auch bei den Krim-Tataren scheint ein Kurswechsel stattzufinden, weg von der Treue zur Ukraine, aber hin zu einer Forderung nach Autonomie innerhalb Russlands.

  • Dieser Artikel beruht ausschließlich auf aktuellen Meldungen von Online-Zeitungen auf der Krim selbst

Die Krim-Tataren geben sich mittlerweile laut der Onlinezeitgung Krym.net selbstbewusst. Sie streben innerhalb der Krim ein autonomes Tatarengebiet in historischen Grenzen an. Das beschlossen tatarische Delegierte bei einer Konferenz vor Ort. Unterstützung erhalten sie mit ihren Plänen von den (schon länger) russischen Tataren von der Wolga, die dort innerhalb der Russischen Föderation in einer eigenen Republik leben. Der Präsident der Republik Tatarstan, Rustam Minnichanow nahm am Kongress teil, der sich schon in der ukrainischen Zeit regelmäßig traf. Zum Unterschied zu damals wurde jedoch, wie aufmerksame Beobachter bemerkten, nach der Tatarenhymne nun die der Ukraine nicht mehr gespielt.

Nach der Beruhigung der Lage hoffen die Krim-Bewohner nun auch auf eine Wiederbelebung des Tourismus. Mit westlichen Reisenden wird es diesbezüglich wohl erst einmal mau ausschauen. Ersatzweise läuft eine Kampagne, patriotisch gesinnte Russen zu einem „Solidaritätsurlaub“ auf der wiedergewonnenen Halbinsel zu bewegen. Eine Reihe von Abkommen mit der Ukraine bezüglich der Stationierung russischer Truppen auf der Krim wird derweil nach übereinstimmenden Meldungen der Sewastopoler Onlinezeitungen Sevnews und Forpost von russischer Seite gekündigt. Dies ist natürlich eine logische Konsequenz der russischen Auffassung, dass die Krim nun Teil der Russischen Föderation ist – und damit auch keine Pachtsummen mehr an die Ukraine fließen müssen.

Die Krim-Krise hat jedoch nach Auffassung des russischsprachigen Internets offenbar ihren Höhepunkt überschritten. Auch wenn der Westen noch zetert, erstmals seit Wochen findet sich kein Video zu Vorgängen in der Ukraine in der TopTen des russischsprachigen YouTube. Auch auf der Krim selbst wenden sich immer mehr Zeitungsartikel – neben der Währungs- und Zeitumstellung – wieder Alltagsmeldungen zu. Mit einem ukrainischen Angriff, noch vor Wochen befürchtet, rechnet nun kaum jemand mehr. Auch Stimmen aus dem westlichen Ausland zur Situation stoßen bei den örtlichen Medien kaum noch auf Interesse. Wenn es Demonstrationen gibt, wie auf dem Bild aus Kertsch oben, geht es inzwischen auch gar nicht mehr um die Krim selbst, sondern um Solidarität mit dem russischsprachigen Festland der Ost- und Südukraine, das noch lange nicht zur Ruhe gekommen ist.

Foto: (c) Kertsch FM – Demonstration in Kertsch für Solidarität mit dem angrenzenden russischsprachigen Festland

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