Kreml dementiert: Flugverbot in die Türkei hat nichts mit Treffen von Erdogan und Selenski zu tun

Kreml dementiert: Flugverbot in die Türkei hat nichts mit Treffen von Erdogan und Selenski zu tun

Die Entscheidung Russlands, die Flugverbindungen mit der Türkei einzuschränken, sei nicht politisch, sondern auf die Zunahme der Coronavirus-Inzidenz in diesem Land zurückzuführen, sagte der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow. Die Präsidenten der Türkei und der Ukraine, Recep Tayyip Erdogan und Wolodimir Selenski, hatten sich  am 10. April getroffen. Erdogans Ankündigung, die Türkei werde Anstrengungen unternehmen, um den Ukraine-Konflikt zu lösen, könnte in Moskau auf Unmut gestoßen sein.

„Nein. Die Entscheidung ist rein epidemiologischer Natur, sie ist auf einen ziemlich rapiden Ausbruch der Krankheit in der Türkei zurückzuführen“, sagte Peskow während einer Pressekonferenz, als er nach dem Zusammenhang zwischen der russischen Entscheidung über die Annullierung von Flügen in die Türkei und der Erklärung des türkischen Präsidenten gefragt wurde. Infolgedessen verlieren Reiseveranstalter bis zu 400 Millionen Euro, und bis zu 600.000 Russen müssen ihre Urlaubspläne ändern.

Vom 15. April bis 1. Juni werden alle Flüge gestrichen, mit Ausnahme von zwei regulären Flügen pro Woche bis Istanbul und zurück. Diejenigen Touristen, die bereits in der Türkei sind, werden gemäß ihrem Reiseplan nach Russland zurückfliegen. Ähnliche Entscheidungen gelten auch für Reisen nach Tansania. Rospotrebnadzor-Chefin Anna Popova berichtete, dass unter 30 Ländern, mit denen Russland bisher Flugverbindungen eröffnet hat, die höchste Inzidenz von Covid-19 in der Türkei registriert wurde. Von den 3 Millionen Russen, die nach der Öffnung der Grenzen ins Ausland gingen, wurden bei ihrer Rückkehr 25.000 positiv getestet, darunter 80 Prozent Heimkehrer aus der Türkei, so Russlands oberste Verbraucherschützerin. Die Inzidenz in der Türkei wächst in der Tat rasant: Am 13. April wurden über 59.000 neue Fälle festgestellt.

Ob es einen zweiten, nicht weniger zwingenden Grund für Moskau gibt, Flüge in die Türkei einzustellen, ist keine abwegige Frage. Immerhin hatte Erdogan mit seinem ukrainischen Kollegen am 10. April in Ankara Verträge über Militärtechnik (die Türkei liefert moderne Drohnen in die Ukraine) besprochen und die Unterstützung der Ukraine in allen Fragen bei deren Beitritt zur NATO zugesagt.

Russlands Außenminister Sergei Lawrow reagierte umgehend und warnte die Türkei und andere Länder davor, „militaristische Gefühle in der Ukraine zu stärken“. „Wir empfehlen allen verantwortungsbewussten Ländern, mit denen wir kommunizieren – die Türkei ist eines davon – dringend, die Situation und die ständigen kriegerischen Äußerungen des Kiewer Regimes zu analysieren, und warnen sie davor, diese militaristischen Stimmungen zu schüren“, sagte der Außenminister auf einer Pressekonferenz in Kairo nach Gesprächen mit dem ägyptischen Amtskollegen Samih Schukri.

Peskow hat gestern dennoch offiziell bestritten, dass das Flugverbot und der Verkaufsstop von Reisetickets in die Türkei mit Erdogans Treffen mit Selenski verbunden ist. Der Verband der Reiseveranstalter Russlands (ATOR) hat die Verluste bereits berechnet und für betroffene russische Touristen ein Memo veröffentlicht. Die Chefin von Rostourismus, Sarina Dogusowa, sagte gegenüber der Presse, es werde keine Evakuierung russischer Touristen aus der Türkei und Tansania geben. Wer will, könne natürlich seine Reise vorzeitig beenden.

Rospotrebnadzor erinnert an die gesetzlichen Verpflichtungen der Reiseveranstalter, und das Branchenblatt Turprom warnt davor, dass „bereits im letzten Coronavirus-Jahr finanziell ausgeblutete Reiseveranstalter“ den Kunden die Kosten der Reisen ohnehin nicht schnell rückerstatten könnten.

[hrsg/russland.NEWS]

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