Keine Champagnerstimmung mehr

Mit Blick auf die beginnenden Sanktionen der EU gegen Russland schlagen ostorientierte deutsche Wirtschaftskreise Alarm. Setze man eine „Spirale aus gegenseitigen Wirtschaftssanktionen in Gang“, dann drohe „die europäische Wirtschaft nachhaltig Schaden zu nehmen“, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme aus dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft.

Tatsächlich wären sanktionsbedingte Einbrüche im Russlandgeschäft für die exportfixierte deutsche Industrie äußerst nachteilhaft; ob nach dem fortdauernden Schrumpfen der Ausfuhren in die südeuropäischen Krisenstaaten sowie dem jüngsten Schwächeln des Asien- und des Chinahandels weitere Ausfälle ohne ernsthaften Verlust aufgefangen werden können, gilt als ungewiss. Zudem stehen in der Rohstoffbranche, insbesondere im Erdgasgeschäft, Milliardensummen und darüber hinaus die Energieversorgung der deutschen Industrie auf dem Spiel. Die gestern beschlossenen Sanktionen sollen den Machtanspruch der EU gegen Russland manifestieren, ohne die deutsche Wirtschaft allzu großen Risiken auszusetzen. Manager aus der russischen Erdöl- und Erdgasbranche bleiben daher – als zentrale Geschäftspartner deutscher Unternehmen – vorerst verschont.

Gefährliche Spirale

In einer vor kurzem veröffentlichten Stellungnahme warnt der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft ausdrücklich vor einer Ausweitung der Sanktionen gegen Russland. „Wir sehen bereits eine große Verunsicherung der Unternehmen und wachsende konjunkturelle Risiken“, heißt es in dem Papier: „Wenn jetzt eine Spirale aus gegenseitigen Wirtschaftssanktionen in Gang gesetzt wird, droht die europäische Wirtschaft nachhaltig Schaden zu nehmen“. Dies gelte insbesondere, sofern Moskau seine Ankündigung wahrmache, auf EU-Sanktionen mit gleicher Münze, also mit dem Einfrieren oder gar der Beschlagnahme europäischer Vermögenswerte zu reagieren. Das müsse verhindert werden.[1]

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