Kaufrausch, aber keine festliche Stimmung – Moskau kurz vor Silvester@ russland.NEWS

Kaufrausch, aber keine festliche Stimmung – Moskau kurz vor Silvester

„Liebe Passagiere, bitte tragen Sie Masken und Handschuhe! Die Gesundheit jedes Einzelnen ist eine große Hilfe für die ganze Stadt!“, spricht eine angenehme Frauenstimme die U-Bahn-Fahrgäste aus den Lautsprechern an. Nicht jeder hört auf diese Stimme, auch wenn die Polizei Verstöße gegen diese Regeln in allen U-Bahn-Stationen mit Bußgeldern belegt. Die Angst, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken, hat jedoch dazu geführt, dass viele auf das Auto umgestiegen sind. Jetzt haben Staus, die Moskau ohnehin schon plagen, noch zugenommen. Auf einer Skala von eins bis zehn erreichen die Dezember-Staus am Abend fast immer neun Punkte. Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass die Menschen in die Geschäfte gehen, um Geschenke zu kaufen, wobei gerade in den riesigen Einkaufszentren die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken, nicht geringer als in der U-Bahn ist.  Die meisten Russen entscheiden sich jedoch immer mehr dafür, Geschenke online zu kaufen. Nur einer der führenden Online-Händler, Wildberries, hat die Anzahl der Online-Käufe im Dezember im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

In diesem Jahr gab es Einsparungen aufgrund geringerer gesellschaftlicher Aktivitäten und des Fehlens von Auslandsreisen während der Neujahrsfeiertage. Dementsprechend können es sich die Russen leisten, teurere Geschenke zu wählen. Das größte Nachfragewachstum wird bei Elektronik (Laptops, Spielkonsolen, Tablets und Smartphones), Haushaltsgeräten (Kühlschränke, Mikrowellenherde und Kaffeemaschinen), Winterbekleidung (Natur- und Kunstpelzmäntel, Mützen), Schmuck und Plüschtieren festgestellt. Laut einer Statistik lag die durchschnittliche Anzahl der täglichen Einkäufe im Dezember 2020 bei etwa 1,5 Millionen (gegenüber 700.000 im Dezember 2019).

Die Russen beschenken sich nicht zu Weihnachten, sondern auch zum Silvesterfest. Obwohl die Menschen händeringend nach Geschenken für ihre Familie und Freunde suchen, nannte die Mehrheit der Russen Geld als das beste Geschenk für das Neue Jahr. Dies berichtet die Nachrichtenagentur RIA Novosti unter Berufung auf die Studie der Bank Russian Standard. „Die Tradition, Geld zu spenden, hat bei den Russen nach wie vor ihre Bedeutung. Auf die Frage, welche Geschenke Sie gerne bekommen, antwortete die Mehrheit, nämlich 45,5 Prozent der Befragten: „Geld!“

Generell kann man die Stimmung der Moskauer kaum als vorweihnachtlich bezeichnen. Weihnachtsmärkte, die in Moskau zur Tradition geworden sind, wurden abgesagt. Nur Weihnachtsbaummärkte sind geöffnet. Allerdings wird nur jeder zehnte Russe einen Weihnachtsbaum schmücken, so das Ergebnis der Umfrage der Raiffeisenbank. Nur 26 Prozent werden einen echten Weihnachtsbaum kaufen. Die meisten entscheiden sich für einen künstlichen Baum. Diskussionen darüber, was umweltfreundlicher und billiger ist, werden in vielen russischen Medien geführt. Laut der gleichen Umfrage der Raiffeisenbank glauben 18 Prozent der Befragten, dass der Kauf eines echten Tannenbaumes weniger umweltschädlich ist, während die meisten (67 Prozent) einen künstlichen Baum für die ökologischere Lösung halten.

Jeder hofft, dass die Epidemie eines Tages ein Ende findet. Anna Popowa, Leiterin der russischen Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadzor, glaubt, dass es möglich sein wird, die Ausbreitung des Coronavirus bis zum Frühjahr 2021 oder früher zu stoppen. „Im Frühjahr wird es vorbei sein, wenn wir uns anstrengen, vielleicht auch schon früher. Es kommt heute auf jeden an.“ Popowa erklärte auch, dass die Coronavirus-Impfung nicht für alle Russen notwendig sei. Ihr zufolge müssen diejenigen, die bereits Antikörper gegen SARS-CoV-2 haben, nicht geimpft werden. Allerdings haben es die Moskauer nicht eilig, sich impfen zu lassen. Bis zum 17. Dezember waren nur 15.000 Einwohner der Hauptstadt geimpft worden. Weitere Daten sind bisher nicht veröffentlicht worden. Laut dem Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin, war Moskau die erste Stadt der Welt, die mit der Impfung begann. Moskau ist aber auch nach wie vor führend in Russland was die Gesamtzahl der Krankheitsfälle in betrifft (insgesamt 715.241 Fälle). Ab Montag werden staatliche und kommunale Angestellte, Studenten und Wehrpflichtige geimpft.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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