„Junge Generation für die Zukunft der deutsch-russischen Beziehungen“

[Hanns-Martin Wietek] Ende vergangener Woche ging das viertägige Jugendforum des Petersburger Dialogs – erstmals in München – zu Ende.

Zum vierten Mal seit 2013 trafen sich 30 deutsche und russische Jugendliche und „Spät“jugendliche, um darüber zu sprechen, was man besser machen könne und müsse, damit sich das einstmals (und bei vielen unterschwellig auch heute noch) gute Verhältnis zwischen „den“ Deutschen und „den“ Russen wieder normalisiere. Es waren nach ihrer Qualifikation handverlesene Studenten der verschiedensten Fachrichtungen von Erstsemestrigen bis hin zu Doktoranden.

Bei der Begrüßung in der Staatskanzlei ließ sich der Co-Vorsitzende auf deutscher Seite, Ronald Pofalla, entschuldigen, statt seiner sprach Prof. Wilfried Bergman. Der Co-Vorsitzende auf russischer Seite, Aufsichtsratsvorsitzende bei Gazprom, Sonderbeauftragte des Präsidenten und ehemalige Premierminister Russlands Dr. Viktor Subkow und der bayrische Ministerpräsident Seehofer quasi als Hausherr begrüßten die Teilnehmer ebenfalls.

Allen Rednern gemeinsam war, dass sie die Teilnehmer des Forums auf die Wichtigkeit ihrer Arbeit gerade jetzt in dieser kritischen Zeit, ja geradezu dringlich, hinwiesen und auch die große Verantwortung, die jetzt auf dieser Generation liegt, hervorhoben. Stellenweise klang es, als ob die heutigen Akteure nicht mehr weiter wissend die Stafette sich von der Verantwortung befreiend an die neue Generation weitergeben wollten.

Ministerpräsident Seehofer unterstrich dies letztlich noch dadurch, indem er auf seine große Wertschätzung der Teilnehmer hinwies, die er dadurch zum Ausdruck brachte, dass dieser Empfang in der Kuppelhalle der Staatskanzlei – sozusagen im „Allerheiligsten“ – stattfand. Hier in diesem Saal würden nicht einmal „gewöhnliche“ Politiker und Staatschefs empfangen, sondern nur die ganz Großen – wie z. B. der Papst.

Dass der Bayrische Ministerpräsident auf die (von Berlin abweichende) wichtige Rolle Bayerns in der Politik, speziell Wirtschaftspolitik hinwies, verstand sich von selbst. Und dass dies schon Tradition sei, machte er an dem schon legendären Flug von Franz Josef Strauß am 28. Dezember 1987 deutlich, als Strauß begleitet von weiteren CSU-Größen in einem Privatjet zu Besprechungen mit der sowjetischen Regierung nach Moskau flog; er flog die Maschine sogar selbst.

Sozusagen als Berliner und Straßburger Vertreter der CSU sprach zuletzt der Bundestagsabgeordnete Tobias Zech über seine vielfältigen Verbindungen zu Russland und versäumte nicht darauf hinzuweisen, dass er in Fragen Krim anderer Meinung als die russische Regierung sei.

An den folgenden Tagen beschäftigte man sich intensiv in Arbeitsgruppen mit den Themen:
„Einfluss der neuen Informationstechnologien auf die Gesellschaft“
„Innovationspolitik und die Funktion des modernen Staates“
„Synergie zwischen Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft: Notwendigkeit oder Realität?“
„Geht die moderne Journalistik unter oder auf?“
„Neue Medien – Soziale Netzwerke und Blogger“

Ein wesentlicher Punkt der Tagung war die Diskussion mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführers der Vereinigung Bayrische Wirtschaft (bvb) Dirk Pollert. Gemeinsam mit Martin Hoffmann, Geschäftsführer des Petersburger Dialogs, stellte er sich den Fragen des deutsch-russischen Publikums und sprach über die Bedeutung guter Außenhandelsbeziehungen mit Russland.

Dirk Pollert machte deutlich, dass Russland für Bayern und Deutschland – und umgekehrt – sowohl als wirtschaftlicher als auch als strategischer Partner enorm wichtig sei. Daher suche die vbw den kontinuierlichen Dialog mit Russland und setzte sich für den Abbau der Sanktionen ein. Auch Martin Hoffmann betonte die zentrale Rolle der Wirtschaft für die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland.

Bei der Abschlussdiskussion „Junge Generation baut Brücken – Illusion oder Realität?“ kam man letztlich wieder auf die in den Begrüßungsreden geäußerten Erkenntnisse oder Befürchtungen zurück.
Hinzukam allerdings die Erkenntnis, dass ein deutlicher Unterschied zwischen der russischen und deutschen kontroversen Diskussionsfreudigkeit festzustellen war. Die russischen Teilnehmer waren die aktiveren.
(Hanns-Martin Wietek/russland.news)

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