Jehovas Zeugen sind in Russland offiziell Extremisten

Am 20. April hatte das Oberste Gericht in Moskau geurteilt, alle Aktivitäten von den Zeugen Jehovas zu verbieten. Das Justizministerium hatte die Organisation als extremistisch eingestuft und angeordnet, das Vermögen der Organisation zu beschlagnahmen. Seitdem laufen die Mitglieder der Zeugen Jehovas Gefahr, auf russischem Territorium ins Gefängnis geschickt zu werden.

Niemand von der ganzen Organisation hatte sich zu der Gerichtssitzung offiziell angemeldet. Laut der Gerichtsentscheidung seien alle Angehörigen der Religionsgemeinschaft potenzielle Täter, weil ihre Aktivitäten die Stabilität des Schutzes vor Menschenrechtsverletzungen gefährde. Etwa 95 Broschüren wurden vom Gericht geprüft und für extremistisch erklärt, wie auch weitere Tätigkeiten der Organisation in acht russischen Regionen.

Die Juristen von den Zeugen Jehovas hatten versucht, sich zu verteidigen, indem sie behaupteten all die Anklagen beruhten auf Zitaten aus der Bibel. Doch dieser Versuch ist wurde vom Gericht ignoriert. Einer der Vorwürfe besteht darin, dass es den Mitgliedern dieser Organisation verboten ist, Blut für Transfusionen zu spenden, was aber juristisch gesehen gegen kein russisches Gesetz verstößt.

Die Reaktion von den Kollegen aus dem Westen auf dieses Verbot blieb nicht aus. Die USA sind über die Situation der Zeugen Jehovas in Russland tief besorgt. Mark Toner, der offizielle Vertreter des Außenministeriums, betonte, die Vereinigten Staaten seien mit der Unterdrückung der religiösen Minderheiten in Russland nicht einverstanden. Toner hat deshalb gefordert, das Verbot aufzuheben.

Die EU hat ebenfalls ihre Meinung darüber geäußert. Sie sagte, jede Organisation habe das Recht auf Versammlungsfreiheit. Jedoch könnten die Motive der Organisation ganz verschieden sein. Laut dem russischen Politologen Alexander Asafow sei die Strategie der Jehovas Zeugen ein gängiger Mechanismus, der es einem erlaube, seinen Gegnern der Demokratieverletzung zu beschuldigen. Asafow unterstreicht, die Zeugen Jehovas klammern sich an ihre „Rolle der verfolgten Märtyrer“, doch in Wahrheit stufe er sie als „eine destruktive Sekte“ ein. Zu den schon angeführten Anklagen fügte Asafow hinzu, den Religionsführern ginge es um Manipulation und Unterdrückung des Bewusstseins.

Nach dem Verbot kam es bereits zu einigen Vorfällen, bei denen die Regierung einschreiten musste. Zum Beispiel unterbrach die Polizei am 25. Mai in Orjol einen Gottesdienst der Zeugen Jehovas und verhaftete einige Teilnehmer, darunter den dänischen Bürger Dennis Christensen. Christensen saß daraufhin zwei Monate in einem russischen Gefängnis und wurde anschließend freigelassen. Sogar die dänische Regierung setzte sich für Christensen ein.

Am 17. Juli muss das Oberste Gericht Russlands über den Widerspruch der Zeugen Jehovas entscheiden. Die Anklagen seien unbegründet und das Gerichtsurteil widerspreche der Glaubensfreiheit. Die Mitglieder der Zeugen Jehovas verglichen die heutige Situation mit der in der Sowjetzeit, als die Organisation ebenfalls unterdrückt wurde.

Die Aktivitäten der Zeugen Jehovas sind auch in Kasachstan, Tadschikistan und anderen Ländern Zentralasiens verboten.

[Dima Bogomolow/russland.NEWS]

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