Helmut Schmidt: Ein verständnisvoller Freund Russlands tot

[von Roland Bathon] Er war schon in den letzten Jahren seines Lebens ein Relikt aus einer leider vergangenen Zeit, in der führenden deutschen Politikern noch großer, fast natürlicher Respekt entgegengebracht wurde, den sie sich auch verdient hatten: Helmut Schmidt, ein großer Staatsmann, Sozialdemokrat und verständnisvoller Freund Russlands ist heute im Alter von 96 Jahren gestorben.

Um Verständnis für Russland warb er auch in Deutschland bis zuletzt. Er war als Sozialdemokrat kein Freund von Putins konservativer Politik, warb jedoch, anders als viele Betonköpfe in der jüngeren deutschen Politikergeneration darum, diese „zu verstehen und ernst zu nehmen“. Die Sanktionen gegen Russland aufgrund des Ukrainekonflikts nannte er, einer der letzten großen deutschen Denker unserer Zeit, „dummes Zeug“ und beim pompösen G7-Gipfel in Elmau im letzten Jahr war er ohne Beteiligung Russlands schon zufrieden, wenn die dort versammelten Staatschefs nicht noch „Öl ins Feuer gießen“.

Ähnlich wie der kürzlich verstorbene Egon Bahr war Schmidt mit der SPD der 70er Jahre einer der Wegbereiter der neuen Ostpolitik, die in schlimmen Zeiten für ein neues Verständnis zwischen West und Ost in Deutschland eintrat, für einen Wandel durch Annäherung. Es ist ein Konzept, dass auch in Schmidts eigener Partei trotz seines unermüdlichen Einsatzes bis in die letzten Jahre Russland gegenüber kaum noch zur Anwendung gelangte. Auch in den Nachrufen der aktuellen Politk wird man diesen Teil von Schmidts politischem Vermächtnis weitgehend unter dem Teppich kehren. Wir von russland.RU wollen gerade ihn herausstellen, durch den ein Mann, der noch Anfang der 80er Jahre den NATO-Doppelbeschluss verteidigte, zu einem wahren Streiter für den Frieden in Europa wurde.

Dem kühlen Hanseaten machte in seinen letzten Lebensjahren die Konfrontationspolitik des Westens gegenüber Russland und die politische Situation in Osteuropa Angst vor einem „heißen Krieg“. Das sollte uns weiterhin an diesem geschichtlichen Tag zum Nachdenken anregen. Nur so werden wir dem Andenken an diesen großen Staatsmann gerecht. Als westlicher Staatenlenker in einer Zeit, die mitten im Kalten Krieg lag, wusste er, wovon er sprach und seine Worte mögen uns weiter dazu anleiten, uns alle für eine friedliche Koexistenz Deutschlands und Europas mit Russland einzusetzen.

 

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