Guten Tag Herr Wellmann, Sie sind bei uns unerwünscht

[Von Uwe Niemeier] – So oder so ähnlich könnte der Grenzbeamte dem deutschen Bundestagsabgeordneten Klaus-Georg Wellmann geantwortet haben, als dieser am 24. Mai 2015 nach Russland einreisen wollte.

In meinem bisherigen Leben habe ich geschätzt 600 Mal die russische Grenze überschritten, davon 30 Mal in der Zeit von 1980 – 1984, also den finstersten Zeiten des Kommunismus und der Gewaltherrschaft sowjetischer Spezialdienste. Nur einmal hatte ich Probleme, als ich ohne Visum im Jahre 1994 aus dem GUS-Land Ukraine nach Russland einreisen wollte. Ein russischer Grenzoffizier begleitete mich zum Flugzeug, welches mich nach Lviv zurückbringen sollte – allerdings hat er mich nicht angeschrien oder bedroht und wünschte mir auch noch einen angenehmen Rückflug.

Und so bin ich immer wieder erstaunt, dass vielen anderen nach Russland Reisenden Dinge passieren, die mir nie passieren. Irgendetwas scheine ich falsch … äh, anders zu machen und deshalb ist mein Aufenthalt in Russland wohl auch so „langweilig“ – ich kann nie etwas Aufregendes berichten.

Ich stelle mir nun den Internationalen Airport Moskau-Scheremetjewo vor. Dort sitzen eine Unzahl von Grenzbeamten, Fähnriche oder junge Offiziere und warten auf die Tausenden von Einreisenden jeden Tag. Und plötzlich steht Herr Wellmann, Abgeordneter des deutschen Bundestages am Schalter. Der Beamte gibt die notwendigen Angaben ein und schon nach den ersten vier Buchstaben „Well …“ blinkt irgendwo auf seinem Bildschirm ein Hinweis auf. Dann wird unauffällig ein Knöpfchen gedrückt und ein, für solche Fälle speziell geschulter Offizier erscheint. Natürlich hat er sich vorher in seinem Bereitschaftsraum kundig gemacht, wer denn dort einreisen will – das elektronische Einreisesystem der Russen ist mit Sicherheit aussagekräftig. Und je nach dem, wem man die Einreise verweigern will, wird der dazu passende Offizier rausgeschickt.

„Ich bin um 21:30 Uhr an der Grenze angekommen. 2,5 Stunden habe ich mich mit dem Grenzer auseinandergesetzt – erfolglos. Und mit mir hat man äußert unhöflich gesprochen, einige Male hat man mich sogar angeschrien – laut und grob.“

Tja, was mögen wohl die russischen Grenzbeamten laut und grob geschrien haben? Vielleicht „Fuck the Deutscher Bundestag“? Wohl kaum, denn sie sprachen Russisch und Russisch versteht Herr Wellmann nicht, wie er Journalisten des „Kommersant“ in einem Interview mitteilt. Wie kann er denn aber wissen, dass man mit ihm grob gesprochen hat, wenn er nichts versteht?

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