Geld: Зелень, баксы und бабочки

Geprägte Münzen sind in der weiten Rus seit Jahrhunderten als Rubel, рубль, bekannt. Das Wort рубль kommt von рубить, was abhacken bedeutet. Dies deshalb, weil früher mit Silberbarren bezahlt wurde. Für kleinere Geschäfte was ein ganzer Barren viel zu viel, weshalb man kleine Stücke davon abschnitt. Später wurde auf diese abgeschnittenen Stücke eine Prägung gesetzt und so war der рубль geboren. Die kleinere Einheit, die копейка kommt von копьё, was Speer heisst. Ursprünglich war auf den Kopeken der hl. Georg der Drachentöter oder sonst ein Reiter mit Speer abgebildet. Dieser Speer gab der Münze den Namen.

In jüngster Zeit durchlief der Rubel einige Höhen und Tiefen. War Ende des 19. Jahrhunderts der Goldrubel noch eine der stabilsten Währungen der Welt, verkam er gegen Ende des 20. zum hölzernen, zum  деревянный рубль: Während der schweren Wirtschaftskrise in den 80er und 90er Jahren konnte man mit ihm fast nichts mehr kaufen, durch die grassierende Inflation wurde er praktisch wertlos. Höher im Kurs waren da die sogenannten зелёные, ’’Grüne’’: Die grünfarbenen Scheine aus den USA. Selbige wurden auch зелень, Suppenkraut, genannt. Das hat auch die passende Farbe. Gänzlich amerikanisiert ist баксы, vom englischen Slangausdruck greenback. Heutzutage sind die Zeiten des деревянный рубль glücklicherweise vorbei. Die Russen nennen ihn nicht mehr hölzern und er ist wieder begehrt. Russland zieht Millionen von Gastarbeitern an, und allen kommen sie за длинным рублём. Was in Deutschland die schnelle Mark bzw. der schnelle Euro ist, ist für all die Tadschiken, Ukrainer und Aserbaidschaner der lange Rubel. Immer wenn sich jemand ohne Absicht dauernden Verbleibens, sondern nur zum Zweck des Geldmachens irgendwohin begibt, wird dieser Ausdruck verwendet, zum Beispiel поехать в Москву за длинным рублём.
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Ebenfalls gebräuchlich sind die Ausdrücke бабочки und бабки. Бабочка heisst Schmetterling. Wurde der Schmetterling zum Namensgeber, weil sowohl bedruckte Banknoten als auch Schmetterlinge bunt und farbenfroh sind, oder weil Geld ähnlich wie ein Schmetterling rasch entschwindet, leicht und flüchtig ist? Das wird wohl immer im Dunkeln verborgen bleiben.

Mehr Klarheit herrscht bei folgender Aussage, sie ist geradezu kristallklar: Всё зависит не от денег, а от их количества (Es kommt nicht aufs Geld, sondern auf die Menge an Geld an).

Zum Sparen wird mit dem Ausdruck деньги на ветер aufgefordert: Während Deutsche ihr Geld zum Fenster rauswerfen, werfen es die Russen in den Wind. Weniger merkantile Gedanken liegen dem Sprichwort Не имей сто рублей, а имей сто друзей zugrunde. Mit einer Hundertschaft Freunde kann man mehr erreichen als mit hundert Rubeln. Den Hunderter nennen die Russen стошка, von сто, was hundert heisst. Der 50-Rubelschein ist allgemein als полтинник bekannt, was von половина, der Hälfte, kommt. Der Zehner seinerseits hat den Übernamen червонец. Diese Bezeichnung nimmt Bezug auf eine alte russische und später auch sowjetische Münze, die bis 1947 im Umlauf war. Im Zug der Finanzreform in den 40er Jahren wurde sie abgeschafft und aus dem Verkehr gezogen, für einen червонец konnte man zehn Rubel eintauschen. Die Assoziation mit zehn ist bis heute geblieben. Der Tausender heisst штука: Schliesslich ist es ja ein ganzes ’’Stück’’ Geld.
Dieser Text wurde uns von den Liden & Denz Sprachschulen für Russisch in St. Petersburg und Moskau zur Verfügung gestellt.

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