Formel 1: Sotschi macht Hamilton (fast) zum Weltmeister

Sotschi – Die gute Nachricht vorweg: Dem Spanier Carlos Sainz, der sich am Samstag tief unter der Leitplanke vergraben hatte, geht es wieder gut. So gut sogar, dass er am Sonntag als Letzter hinter dem Feld aus der Boxengasse starten durfte. Die schlechte Nachricht: Werbung für Wodka wurde verboten. Da standen sie nun, die Rennställe mit ihren hochprozentigen Werbepartnern, oder besser gesagt: ohne sie. Kein Wodka, kein Whiskey, kein sonstwas, was auf den Autos Reklame für Spirituosen fuhr.

Verkehrte Welt, ausgerechnet die Russen machen es vor, wie man Alkohol aus dem Straßenverkehr verbannt. Das Formel 1-Rennen in Sotschi ging sozusagen stocknüchtern über die Runden. Bei Mercedes gab’s dann auch keinen Champagner nach dem Rennen – sondern Sandwiches. So turbulent das Formel-1-Wochenende in Sotschi am Schwarzen Meer begonnen hatte, so folgerichtig ging es zu Ende: Mercedes fuhr vorzeitig den Konstrukteurs-Weltmeistertitel ein und Lewis Hamilton hat seinen persönlichen WM-Sieg fast in der Tasche.

Den zweiten Platz vor ausverkaufter Kulisse im Olympiapark in Sotschi sicherte sich Sebastian Vettel (Ferrari), als Dritter kam Sergio Peréz (Force India) über die Ziellinie. In der Gesamtwertung liegt Hamilton mit 302 Punkten weit vor der Konkurrenz und ist im Kampf um den WM-Titel kaum noch einzuholen. Aber es gab da auch die großen Verlierer. Nico Rosberg war von der Pole Position, mit drei Zehnteln Vorsprung vor seinem schärfsten Herausforderer und zugleich Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton, gestartet.

Gewinner, Verlierer und die Unbeliebten…

Statt jedoch den Rückstand auf Hamilton in der Gesamtwertung mit einem Sieg zu verkürzen, musste der Deutsche das Rennen frühzeitig beenden. Ihm wurde sein Auto zum Verhängnis, beziehungsweise dessen Gaspedal. Was waren das noch für Zeiten, als so ein Pedal rein mechanisch mittels einer Feder und per Fußdruck betätigt wurde. Mercedes regelt das neuerdings mit hochsensiblen Sensoren, und die zeigten sich am Rennsonntag äußerst zickig. Das Gas schmollt, der Nico flucht, die Konkurrenz lacht sich eins. Weltmeister wird Rosberg diese Saison eher nicht mehr. Die bezeichnete er im Anschluss als „richtiges Seuchenjahr“.

Mit auf der Piste in Sotschi dabei war auch der Spanier Carlos Sainz, der am Freitag im Training mit einem spektakulären Unfall für Aufsehen gesorgt hatte. Mit 300 Sachen in die Leitplanke, und dann die Entwarnung aus dem Krankenhaus, dass er kaum einen Kratzer davongetragen hatte. Sainz der Bruchpilot hielt sich auf einem guten siebten Rang, schied aber kurz vor Rennende aus. Sehr zur Freude der russischen Zuschauer sicherte sich Daniil Kwjat (Red Bull) den fünften Platz.

Damit wären wir beim (Streit-) Thema „Red Bull“. Die Spatzen pfeifen’s ja schon lange von den Dächern. Niemand kann den umtriebigen österreichischen Energiebrausehersteller so richtig leiden. Schon gar nicht im Sport. Anfangs noch vorrangig beim Funsport und vor allem dessen Events sowie Randsportarten engagiert, wird das Augenmerk mittlerweile bevorzugt dahin gerichtet, wo das große Geld im Spiel ist.

Nur, sei es im bezahlten Fußball oder beim Wintersport, die Brause hat ein Imageproblem. Zwar hat der firmeneigene Formel 1-Rennstall einen – und das war ja das ganze Wochenende ein dominantes Thema – Reifenhersteller als Partner gefunden, nur fehlen noch die Motoren. Über 30 Prozent aus der Branche würden es zudem begrüßen, zöge sich Dietrich Mateschitz mit seinem Unternehmen ganz aus der Königsklasse des Automobilrennsports zurück.

Die führt nun souverän Hamilton mit 302 Punkten an. Rosberg musste durch das Missgeschick mit dem Gaspedal Vettel an sich vorbeiziehen lassen – der hat jetzt 236 Punkte auf dem Konto, Rosberg hat nur 229. Viel Spannung scheinen die noch ausstehenden vier Rennen demnach nicht mehr parat zu haben.

[sb,mb/Russland.RU]

 

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