Flüchtlingskrise – Petersburg entpuppt sich als Umschlagplatz für syrische Auswanderer

Die Millionen Flüchtlinge, die nach Europa streben, haben Russland bisher eher links liegen lassen auf ihrem Weg. Wie sich jetzt herausstellt, ist ausgerechnet das weitab vom Schuss gelegene nördliche Petersburg seit geraumer Zeit Umschlagplatz für Syrer, die mit Hilfe russischer „Unternehmer“ nach Norwegen einwandern wollen.

Laut dem Internet-Stadtportal fontanka.ru nimmt die Zahl der syrischen Geschäftsleute, die mit einem Business-Visum nach Petersburg reisen, in den letzten Jahren deutlich zu. Waren es 2012 ganze 32 Syrer, die von Petersburger Firmen zu Geschäftsgesprächen eingeladen wurden, kamen ein Jahr später bereits 111 Personen an die Newa; 2014 war die Tausendermarke erreicht, 2015 sollte einen neuen Rekord erbringen.

Einladung durch Briefkastenfirmen

Eine Recherche der Journalisten ergab, dass die Einladungen an die Syrer von Petersburger Briefkastenfirmen stammen, die kaum aufzuspüren sind. Ihr „Service“ ist dagegen perfekt, denn die Antragsteller aus dem arabischen Bürgerkriegsland bekommen ihre Visa ohne Probleme. Nur – wenn sie in Petersburg ankommen, werden sie nirgends gemeldet, verschwinden sozusagen gleich hinter der Passkontrolle von der Bildfläche.

Und irgendwann tauchen sie wieder auf – in allen nur möglichen Winkeln des Riesenlandes, oft stellen sie dann einen Asylantrag. Viele machen sich aber auf den Weg nach Norden, zur norwegischen Grenze. Laut dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB reisen sie legal in Norwegen ein, werfen gleich hinter der Grenze ihre Pässe mit dem russischen Geschäftsvisum weg und bitten um politisches Asyl.

Business as usual – Fahrservice an und über die Grenze

In Murmansk und auf der russischen Seite der Grenze zu Norwegen brummt seit geraumer Zeit ein ganz anderes „Business“. Schlaue Füchse haben gemerkt, dass die Syrer eine gute Geldquelle sind und einen Transferservice aufgebaut, der die Ausreisenden bis zur Grenze befördert.

Dort warten schon die nächsten „Serviceteams“. Die norwegische Grenze darf nicht zu Fuß überquert werden, also bekommen die Syrer einen zweirädrigen Untersatz zur Miete – diese „Einwegbikes“ landen, wenn der Grenzübertritt erfolgreich bewältigt ist, im nächsten Straßengraben. Ob davon dann gewiefte norwegische „Geschäftsleute“ profitieren, die die lukrative Nahrungskette übernehmen, ist nicht bekannt.

[sb/russland.RU]

 

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