Fällt Mariupol wieder an die Rebellen? [mit Videos]

Die Nachrichtenlage aus Mariupol, eigentlich Ausweich-Hauptquartier der ukrainischen Verwaltung in der Ukraine, ist nach wie vor unklar. Immer mehr deutet jedoch darauf hin, dass die Rebellen mit ihrem Ansturm nach Süden Erfolg haben könnten und schon weit vorgestoßen sind.

Vorausgeschickt werden sollte gleich, dass beide Seiten – Rebellen und Regierungstruppen – wieder umfassende Erfolge melden. Vergessen wir also gleich die offiziellen Verlautbarungen und schauen gleich auf die Onlinezeitungen vor Ort und auf die neusten Amateurfilme. Sicher ist, dass viele Menschen vor dem Kämpfen aus der Stadt Mariupol flüchten. Die Geschäfte sind leer gekauft, viele Keller als Unterstände gekennzeichnet. Die Bahnhöfe und Tankstellen (Fotos) sind laut der Onlinezeitung Mariupol Schisn überfüllt. Hiervon gibt es als authentisch anzusehende Aufnahmen eines Mariupoler YouTube-Channels:

https://www.youtube.com/watch?v=JFdnnG35yC8

Mit 155.000 Zuschauern in einem Tag ist diese einfache Aufnahme des Flucht-Staus bereits ein YouTube-Hit. Nicht ganz so verlässlich ist eine Rebellenseite, die hier vorgeblich aus Mariupol flüchtende Nationalgarde zeigen will:

https://www.youtube.com/watch?v=6POrSukdzVM

Allerdings berichtet ebenfalls Mariupol Schisn, dass der von Kiew eingesetzte Gouverneur Taruta aus der Stadt geflohen sein soll. Am Stadtrand würden LKW weiter mit Truppen beladen, die die Stadt auf einem Rückzug westwärts verlassen. Die Zeitung war bereits äußerst zuverlässig bei Berichten über Ausschreitungen, die im Frühjahr in der Stadt zahlreiche Tote forderte. Vor der Stadt sind Kämpfe zu melden, die angreifenden Rebellen setzen auch Panzereinheiten ein, mit deren Hilfe sie zur Meeresküste vorgestoßen sein sollen. Auch die Kiewer Onlinezeitung Politnavigator spricht vom Asowschen Meer als Zielpunkt der Rebellenoffensive und von Absetzbewegungen von Einheiten der Nationalgarde aus der Stadt, auch Nahnews aus Charkow meldet den Verlust von Stellungen der Regierungstruppen. Die Verteidigung übernehmen die berüchtigten Nationalgarde-Einheiten „Asow“ und „Dnjepr“ mit vielen Neofaschisten in ihren Reihen. Welche Siedlungen der Umgebung der Stadt schon von den Rebellen beherrscht werden und welche noch von den Regierungstruppen lässt sich sicher jedoch kaum feststellen, meint die Onlinezeitung Tajmer aus Odessa, die ebenfalls umfassend von dem Kämpfen bei Mariupol berichtet und viele Fotos online hat. Sicher ist jedoch, dass es Kampflärm am nördlichen und nordöstlichen Stadtrand gibt. So scheinen heute nach einem Studium der unabhängigen Presse die Rebellenmeldungen näher an der Wahrheit liegen.

Ein Verlust von Mariupol wäre für die schon siegesgewissen Regierungstruppen ein herber Verlust. Die Stadt war als eine der ersten im ehemaligen Rebellengebiet von ihnen erobert worden und wurde damals zum Sitz der Ukraine-treuen Verwaltung unter Gouverneur Taruta gemacht. Weitere Kämpfe werden heute weiterhin aus Donezk, Lugansk und Debalzewo gemeldet. Bei Ilowaisk wollen Rebelleneinheiten Regierungstruppen eingeschlossen haben.

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