Ex-Dresden-Torhüter übernimmt die russische Fußball-Nationalelf

Jetzt ist es offiziell: Stanislaw Tschertschessow, der in den 1990er Jahren zwei Jahre lang bei Dynamo Dresden zwischen den Pfosten stand, ist der Neue für die Sbornaja. Der 52-Jährige Coach soll die russische Fußball-Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft 2018 im eigenen Land vorbereiten.

Nach dem Debakel bei der Euro in Frankreich und dem anschließenden Rücktritt des glücklosen Leonid Sluzki war der Posten des Cheftrainers auf den Tag genau sechs Wochen vakant. Als Nachfolger mit den größten Chancen galten zum Schluss nur noch zwei einheimische Spezialisten – Kurban Berdyjew (gerade von Rostow weggegangen, könnte Spartak Moskau übernehmen) und der zuletzt arbeitslose Stanislaw Tschertschessow. Bei einer außerordentlichen Sitzung des Russischen Fußballverbandes (RFS) fiel die Wahl am Donnerstag auf Letzteren.

Der Kult-Keeper von Dynamo Dresden

Tschertschessow stammt aus Nordossetien und begann seine Fußballkarriere in Wladikawkas. In seiner Zeit bei Spartak Moskau wurde er russischer Nationaltorhüter. Der weitere Weg führte den Kaukasier nach Deutschland, wo er zwischen 1993 und 1995 für Dynamo Dresden spielte. Die Fans liebten den exotischen Schnurrbartträger, in einem Interview für die Clubseite des Vereins wurde er vor drei Jahren gar als „Kult-Keeper“ vorgestellt. In Dresden wurde denn auch sein inzwischen 21 Jahre alter Sohn geboren, der ebenfalls Stanislaw heißt und Torwart ist.

Von 1996 bis 2002 lief Tschertschessow für Tirol Innsbruck auf. Nach dem Ende seiner Karriere – letzter Klub war erneut Spartak Moskau – kehrte er nach Österreich zurück, wo er zwischen 2003 und 2006 Kufstein und Wacker Tirol coachte.

In Russland hießen Tschertschessows Trainerstationen Sotschi, Grosny, Perm und Dynamo Moskau. Zuletzt holte er mit Legia Warschau die polnische Meisterschaft und den Landespokal. Der jetzt abgeschlossene, 2,6 Millionen Euro schwere Vertrag mit dem RFS ist auf zwei Jahre – bis zum Ende der WM – ausgelegt.

Die Sbornaja verjüngen und disziplinieren

Vor Tschertschessow liegt harte Arbeit, denn ihm muss es gelingen, die desolate Sbornaja wieder in die Spur zu bringen. Schließlich will man sich bei der Weltmeisterschaft zuhause nicht blamieren, sondern eine gute Figur machen.

Oberstes Gebot ist die Verjüngung des Teams. So stehen die altgedienten Abwehrspieler Ignaschewitsch (37 Jahre alt) und die Beresuzki-Zwillinge (34) kurz vor dem Ende ihrer Karriere – für sie muss dringend Ersatz her. Über lange Jahre waren sie unersetzlich in der Verteidigungslinie, und keiner von Tschertschessows Vorgängern hatte sich darum gekümmert, Nachfolger für sie ausfindig zu machen.

Außerdem ist es mal wieder an der Zeit, den verwöhnten Millionären hinterm Ball klarzumachen, dass von ihnen Engagement und Disziplin erwartet wird. Das kann sicher keiner besser als Tschertschessow, der für seine Härte und Kompromisslosigkeit bekannt ist.

[sb/russland.NEWS]

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