Eiskunstlauf: Medwedjewa gewinnt überragend [mit Video-Classics]

[von Roland Bathon und Michail Scharow] Der finale Wettbewerb der Damen bei den diesjährigen Russischen Meisterschaften im Eiskunstlauf brachte eine kleine Überraschung: Die Gewinnerin ist die erst frisch 16jährige Moskauerin Jewgenia Medwedjewa mit einer Traumwertung von 234,88 Punkten. Sie ließ im wohl härtesten nationalen Wettkampf der Welt Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterinnen hinter sich und gewann recht deutlich mit über 12 Punkten Abstand. Mit ihr ist international wohl in den nächsten Jahren stark zu rechnen.

Silber für Radionowa – Absturz in der Kür für Lipnizkaja

Silber ging an die amtiererende Vizeeuropameisterin Elena Radionowa, ebenfalls aus Moskau. Die amtierende Europa- und Weltmeisterin Elisaweta Tuktamyschewa aus Sankt Petersburg landete auf einem enttäuschenden achten Platz. Bronze holte dagegen Anna Pogorilaja recht deutlich vor der Nachwuchsläuferin Polina Zurskaja.  Für Pogorilaja, die häufig im Schatten ihrer international so erfolgreichen Mannschaftskolleginnen steht, ist das mit Sicherheit ein schöner Erfolg.  Fünfte wurde Maria Sozkowa aus Moskau. Wer hier einen Namen vermisst: Die noch nach dem Kurzprogramm drittplatzierte Julia Lipnzkaja wurde, wie schon mehrmals, wieder Opfer ihrer Nerven und fiel nach einer völlig verpatzten Kür auf Rang sieben zurück. Damit ist der bekannten Namen weiter hinten im Feld noch kein Ende, denn die Olympiasiegerin von 2014 Adelina Sotnikowa, die lange wegen einer Verletzung pausiert hatte, hat noch nicht zu alter Form zurückgefunden und wurde sechste.  Von den bereits international erfolgreichen Läuferinnen wurden aus Petersburg Aljona Leonowa neunte und Serafima Sachanowitsch zehnte. Die Petersburgerinnen werden allgemein mit ihrer Leistung nicht zufrieden sein, landeten sie dieses Mal leider komplett hinter der Moskauer Spitzenriege.

Unspektakuläres bei den Sportpaaren

Nicht ganz so spannend wie die Kür der Damen verlief die der Sportpaare. Wolossoschar-Trankow, schon vor dem Wettkampf favorisiert, gewannen sowohl in der Gesamtwertung, als auch im Kurzprogramm und in der Kür, die größten Rivalen Kawaguti-Smirnow aus Sankt Petersburg wurden konsequent überall Zweite. Überhaupt hatte man in der Kür das Gefühl, die Paare wollten an der Reihenfolge des Kurzprogramms nicht mehr viel ändern, denn bis hinunter zu Rang sieben blieb die Reihung aus dem Zwischenstand gleich und Überraschungen aus. Bronze ging ebenso wenig überraschend an Tarasowa/Morosow aus Moskau, die jedoch nur sehr knapp ein Vorbeiziehen an den Petersburgern verpassten. Danach kam sehr lange nichts – der Abstand zu Rang vier betrug über 10 Zähler – und dahinter tummelten sich die übrigen Paare, die teilweise auch aus Sotschi und Perm stammten, eine Seltenheit im russischen Eissport, der stark vom Zweikampf der übermächtigen Moskauer und der hart konkurrierenden Petersburger geprägt ist. Auf internationalem Niveau fuhren dabei wirklich genau die drei Medaillengewinner.

Qualifikation für die EM – nächstes Jahr wieder im Ural

Auf  der Meisterschaft wurden die Qualifikationen für die EM in Bratislawa entschieden. Einige der gestern und heute geschilderten Namen wird man dort sehen und vor allem bei den Damen unter den Favoritinnen des Wettkampfes. Die Ural-Metropole Jekaternburg war übrigens erstmals Austragungsort der Meisterschaft, die sonst meist in Moskau, Sankt Petersburg, Sotschi oder Saransk an der Wolgs stattfinden. In der kommenden Saison wird sie jedoch im Ural bleiben und 200 Kilometer weiter südlich in der riesigen Traktor-Arena der Industriemetropole Tscheljabinsk veranstaltet. Bei den Herren hatte in dieser Saison gestern bereits Maxim Kowtun, im Eistanz das Paar Bobrowa-Solowjow gesiegt.

Aus der Top-Fünf der Damen bei uns im Videoportrait

Mehrere der Spitzenplatzierten Damen waren bei uns schon in Bild und Ton zu sehen. Hier die frisch gebackene russische Meisterin Medwedjewa 2014 bei sich zu Hause:

Hier ein Interview mit der viertplatzierten Polina Zurskaja vom Saisonbeginn im Herbst 2015:

Und noch ein kleiner Daheim-Besuch bei Maria Sozkowa im Februar diesen Jahres, die nun Fünfte wurde:

Foto: Die neue russische Meisterin im Eiskunstlauf Jewgenia Medwedjewa in Jekaterinburg; der Typ nebendran ist nicht etwa irgendein Co-Trainer oder sowas, sondern unser eigener Fotograf vor Ort und Eiskunstlauf-Experte Michail Scharow 🙂 – mit weiteren Fotos kann also gerechnet werden

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