Eishockey-WM: Ein finnischer Nachmittag in St. Petersburg

Ein sonniger Sonntag, die ganze Stadt scheint unterwegs zu sein – jedenfalls kommen die Menschenmassen auf dem Newski Prospekt nur schrittweise voran. Am Nachmittag spielt Finnland gegen Deutschland, und das nehmen wir uns zum Anlass, die Fan-Meile zu besuchen, die extra für die Eishockey-Weltmeisterschaft eingerichtet wurde.

Treffpunkt am Eingang in die Erlöserkirche auf dem Blute – die mit den vielen Zwiebeltürmen, ein Stückchen Moskau in der Nördlichen Hauptstadt. Voller Erwartung betreten wir die Fan-Zone, und da erwartet uns eine böse Überraschung, oder besser gleich zwei: Erstens ist dort so gut wie nichts los, und zweitens wird „unser“ Spiel nicht übertragen. Was tun?

60 Euro für ein Ticket

Ganz einfach: Mit dem ersten besten Bus fahren wir zum „Tatort“, wo die Spiele steigen – am Sportkomplex „Jubilejny“ herrscht ungewöhnliche Stille, aber auch die hat eine Erklärung: Das Spiel hat schon begonnen, die Leute sitzen längst auf ihren Plätzen. Die Idee, sich zu ihnen zu gesellen, endet jäh, als wir an der Kasse die Ticketpreise sehen: 4.500 Rubel, also fette 60 Euro, für eine Karte können wir uns nicht leisten.

Gesalzene Preise gibt es auch auf der anliegenden Fan-Meile. Ein Bier kostet 250 Rubel, im Fanshop-Zelt gibt es Schals der teilnehmenden Mannschaften für 27 Euro pro Stück, wie teuer die Trikots sind, wollten wir danach schon gar nicht mehr wissen.

Jubilejny“ fest in finnischer Hand“

Für durchschnittliche Einheimische ist die Eishockey-WM ein kostspieliges Vergnügen. Kein Wunder also, dass vor dem großen Bildschirm mit der Liveübertragung des Spiels so gut wie kein Russisch gesprochen wird. Das Gros der Anwesenden stellen die Finnen, für die es ja kein Problem ist, mal eben die paar Hundert Kilometer bis Petersburg zurückzulegen und sich ein feuchtfröhliches Fest zu geben – im Vergleich zu den einheimischen Preisen ist das Bier hier geradezu spottbillig, und konsumiert wird es von den nördlichen Nachbarn in rauen Mengen.

Deutsche Fans sind so gut wie gar nicht zu sehen. In der Bierschlange treffe ich auf zwei Jungs aus Rosenheim, ansonsten gibt es noch ein paar Ungarn und Slowaken. Der Rest sind Finnen, Finnen, nichts als Finnen. Das Spiel geht ganz zu ihrer Zufriedenheit mit 5:1 aus, Deutschland hat nur wenig zu sagen auf dem Eis.

Erster Sieg für Russland

Im Mittagsspiel hatte Gastgeber Russland einige Mühe gehabt, sich gegen Kasachstan durchzusetzen. Bereits nach dem ersten Drittel stand es 3:3, zum Schluss konnten die Russen mit 6:4 das bisher torreichste Match des Turniers gewinnen.

Die Abwehr wies erneut zu viele Löcher auf, wie auch schon bei der 0:3-Niederlage im Auftaktspiel gegen Tschechien. Bezeichnenderweise erzielten zwei Verteidiger – Anton Below und Roman Ljubimow – jeweils einen Doppelpack.

[sb/russland.RU]

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