Einfach bei FSB fragen. Das Rätselspiel um „Putins Palast“ geht weiterScreenshot von der computergenerierten Innenansicht des Nawalny-Videos

Einfach bei FSB fragen. Das Rätselspiel um „Putins Palast“ geht weiter

Am Dienstag hat der russische Präsident Wladimir Putin zum ersten Mal persönlich zu den Vorwürfen über seinen angeblichen Palast Stellung genommen. Das Enthüllungsvideo von Alexei Nawalny bezeichnete er als „Gehirnwäsche“.

Gestern musste sein Pressesprecher Dmitri Peskow wieder Journalisten erklären, dass der Palast in Gelendschik dem Präsidenten nicht gehöre. Die Journalisten konterten, dass im Enthüllungsvideo von Nawalny gar nicht behauptet wird, „dass Putin oder seine Verwandten rechtlich die Eigentümer der Einrichtungen sind, sondern dass der Komplex selbst auf einige nominelle Personen registriert ist„.

„Ich stimme Ihnen nicht zu. Diese Untersuchung behauptet, dass dies Putins Palast ist und dass er für Putin, von Putin und so weiter gebaut wurde. An dieser Stelle bin ich also ganz anderer Meinung als Sie. Putin hat diese Frage definitiv verneint. Außerdem hat er gesagt, dass weder er noch seine Familie etwas mit dem Palast zu tun haben“, sagte Peskow.

Laut Putins Pressesprecher ist das prächtige Bauwerk das Eigentum einiger „Unternehmer“. Dies sei offensichtlich. „In der Tat, es ist eine große Anlage, sie ist in Gelendschik gut bekannt und eine oder mehrere Personen, direkt oder indirekt, besitzen diese Anlage. Aber, stimmen Sie zu, dass der Kreml wahrscheinlich kein Recht hat, die Namen dieser Besitzer öffentlich zu machen, und wir werden das nicht tun, es wäre einfach nicht korrekt“, so Peskow am Dienstag vor der Presse.

Wie findet man also die echten Namen der Eigentümer heraus? Dmitry Peskow riet, die zuständigen Behörden um weitere Informationen zu bitten und dabei die Rechte auf Privateigentum zu berücksichtigen. „Der Präsident hat die gestellte Frage beantwortet. Er gab eine absolut eindeutige Antwort. Wenn es andere Fragen gibt, werden die zuständigen Stellen in der Tat auf die eine oder andere Weise Auskunft geben. Aber um das zu klären, müssen wir uns in Privatbesitz einmischen. Wie stellen Sie sich das vor?“ Er verfüge auch über keine Informationen darüber, ob Putin jemals die Luxusvilla besuchte hat.

Ein paar Stunden nach Peskows Kommentar ließ der russische Geschäftsmann Alexander Ponomarenko, den Nawalny zum offiziellen Eigentümer des Palastes ernannt hat, dementieren, dass er an diesem Projekt beteiligt war. Der Flughafen Scheremetjewo bestätigte gegenüber Forbes, dass sein Miteigentümer, der Milliardär Alexander Ponomarenko, seit 2016 nichts mehr mit dem „Putin-Palast“ in der Nähe von Gelendschik zu tun hat.

Offiziell gehört der Palast seit Ende 2019 einer gewissen JSC Binom, deren Eigentümer nicht bekannt gegeben wurden. Aber die persönliche Mail von Natalja Tichomirowa, der Generaldirektorin von Binom, ist unter der Domain llcinvest.ru registriert. Die Domain gehört der Firma Standard, die unter derselben Adresse registriert ist wie Vermögenswerte von Jury Kowaltschuk, einem Anteilseigner der Rossija Bank und einem engen Freund von Wladimir Putin. Dieselbe Domain wurde für die Mail bei der Eintragung im Seeregister der Yacht Shellest verwendet, die ebenfalls Putin und seinem Gefolge zugeschrieben wird.

Reporter des Radiosenders Kommersant FM fragten Peskow auch, warum die Anlage vom FSO (Föderaler Dienst für Bewachung) bewacht wird. Dazu empfahl Peskow, eine Klärung direkt beim FSO zu beantragen. „Also wenden Sie sich doch an sie. Dies sind die Behörden, die diese Fragen beantworten sollten, weil dies die Themen sind, die innerhalb ihrer Kompetenz liegen“, so Peskow.

Warum die Nationalgarde das Anwesen bewacht und über dem Gelände eine Flugverbotszone eingerichtet wurde, versuchten heute der FSO und der Geheimdienst FSB zu erklären. Der FSO gab lediglich an, dass es in der Region Gelendschik keine geschützten Objekte, Verbote und Beschränkungen gibt, und der FSB teilte mit, dass die Flugverbotszone in der Region Kap Idokopas, wo sich der Komplex befindet, im Sommer 2020 aufgrund „der verstärkten nachrichtendienstlichen Aktivitäten mehrerer Nachbarstaaten, einschließlich derjenigen des NATO-Bündnisses“ über dem Grenzposten der FSB-Grenzverwaltung im Krasnodar-Territorium installiert wurde. Dokumenten zufolge soll dies bereits im Jahr 2011 geschehen sein.

[hrsg/russland.NEWS]

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