Ein Fall für Kremlastrologen

[Hanns-Martin Wietek] Präsident Putin hat am Freitag seinen langjährigen Weggefährten und als Chef der Präsidialverwaltung auch engsten Vertrauten Sergej Iwanow entlassen und dessen Stellvertreter Anton Waino, den schon seit einiger Zeit engsten Mitarbeiter Putins, zum neuen Chef der Präsidialverwaltung bestimmt.

Wie in solchen Fällen üblich dankte der Präsident seinem Vertrauten und Untergebenen und selbiger bedankte sich dafür, dass er diese Arbeit leisten durfte.
Iwanow betonte jedoch in seiner „Dankesrede“, dass er diesen Posten zu Beginn des Jahres 2012 ausdrücklich für vier Jahre angenommen habe und jetzt sei er sogar derjenige, der diesen Posten mit vier Jahren und acht Monaten am längsten innegehabt habe.

Wie in solchen Fällen üblich, wird gerätselt, ob und wenn ja was hinter dieser Personalie stecken könnte.
Mögliche Gründe zu finden, ist hier nicht schwer, denn schon aufgrund der Dienststellung ergibt sich eine quasi-natürliche Konkurrenz: Einerseits der Premierminister als Chef der Regierung und andererseits der oberste dem Präsidenten verpflichtete Beamte (sozusagen der Kontrolleur). Hinzukommt, dass Medwedew als Liberaler den „Tauben“ und Iwanow als ehemaliger KGB-Mann den „Falken“ zugerechnet wird.

Hat es jetzt eine Verschiebung der Gewichte gegeben? Oder ist Iwanow – wie der Politologe Alexej Muchin glaubt – ganz einfach amtsmüde geworden, zumal er vor zwei Jahren den Tod seines Sohnes, der beim Tauchen verunglückte, verkraften musste.

Der Chef der kommunistischen Partei, Gennadij Sjuganow, glaubt nicht an eine „Abschiebung“ oder gar an das Ende von Iwanows Laufbahn. Er hält Iwanow für einen Kandidaten für allerhöchste Ämter.
(hmw/russland.news)

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