Die wahren Helden von Sotschi [Tag 13 und 14]

Sie nähern sich nun also dem Ende, die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi. Gott sei Dank werden jetzt viele denken, denn Olympia kann auf Dauer auch anstrengend sein. Ein bisschen Zeit verbleibt uns trotzdem noch, den stillen Helden der Olympischen Spiele ihr kleines Denkmal zu setzen. Durch sie erst wird Olympia erst wirklich olympisch. Denn Sie wissen doch: Dabei sein ist alles!

Gedenken wir doch einmal den zahlreichen Paparazzi, die derzeit in Sotschi vor Ort sind. Sie stehen sich die Füße in den Bauch, nur um auf aufsehenerregende Bilder zu warten, die ihnen die angereiste Prominenz liefern könnte. Dumm nur, dass die Promis kollektiv ausbleiben. Möglicherweise haben sie ja auch gerade was Besseres zu tun, als ans Schwarze Meer zu pilgern. Kein Glamour-Paar im Stile von Angelina Jolie und Brad Pitt lässt sich blicken. Nicht einmal Arnold Schwarzenegger ist zugegen, der personifizierte Terminator, dem am ehesten zuzutrauen wäre Wind und Wetter, ja sogar den Russen zu trotzen. Promi-Fotograf ist vermutlich im Moment der lausigste Job in Sotschi, den man sich nur vorstellen kann. Wäre da nicht die Rettung durch den russischen Staatslenker Wladimir Wladimirowitsch Putin. Er scheint geradezu omnipräsent zu sein. Paparazzi haltet durch, bald ist es sowieso vorbei.

Unbedingt auf einen Sockel gehört eine finnische Strickliesel, pardon Sportpsychologin, die der Mannschaft ihres Landes auf eigenwillige Weise den nötigen Teamgeist einimpft. Sie hat den finnischen Athleten das Stricken von Schals in den Landesfarben blau und weiß angeordnet. Das soll zusammenschweißen und die Nerven vor den Wettkämpfen stabilisieren. Ein Twitterfoto des finnischen Eishockeyspielers Sami Lepistö belegt eindeutig, das Stricken keine reine Frauenangelegenheit ist. Man sieht deutlich, dass selbst die harten Jungs auf dem Eis sichtlich Gefallen an ihrem neuen, wenn auch zwangsverordneten, Hobby an der Stricknadel haben. Die fertigen Schals sollen übrigens, so denn wieder in der finnischen Heimat zurück, zusammengenäht und der Delegation, die für ihr Land zu den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio reist, überreicht werden.

Der heute Letzte im Bunde der wirklich Ruhmreichen ist ein Wolf. Ja Sie haben richtig gelesen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um das struppige, eher undefinierbare Vieh, das ein deutscher Fernsehsender als Maskottchen an seine Studiogäste verteilt. Nein, es war ein ausgewachsener Wolf aus echtem Fleisch und Blut, der der Rodlerin Kate Hansen aus den USA mal eben guten Tag sagen wollte. Ironischerweise fand dieses Meet and Greet jedoch nicht, wie sonst üblich, in einem finsteren Wald statt, sondern in Hansens Hotel.

Die wiederum zeigte sich geradezu unerschrocken bis überwältigt ob des Anblicks von Meister Isegrim und zückte, nein nicht den Colt, ihr Mobiltelefon und fotografierte, was das Zeug hielt. Jetzt bleibt natürlich eine wichtige Frage zurück. Wie schaffte es das Tier überhaupt in einen Hochsicherheitstrakt zu gelangen, ohne ertappt zu werden. Die Teamkollegen haben inzwischen ihren Silbermedaillengewinner im Slopestyle, Gus Kenworthy, in Verdacht. Wer vier Hundewelpen adoptiert, dem ist ja schließlich alles zuzutrauen. Aber vielleicht wollte das Tier ja auch nur die leidliche Mär vom bösen Wolf ein für alle Mal aus der Welt räumen. Wir werden daher jetzt den Mond anheulen und wünschen Ihnen eine gute Nacht…

(Michael Barth/russland.RU)

 

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