Die Präsidentschaftskandidaten der Ukraine

Bis zum 30. März können Kandidaten für das Präsidentschaftsamt in der Ukraine nominiert werden, bis zum 4. April müssen alle notwendigen Dokumente vorliegen und jeder Kandidat muss eine Kaution von 2,5 Mio Griwna (ca.181.500 €) hinterlegen. Am 25 Mai findet die Wahl statt.

Die ehemalige Regierungspartei »Partei der Regionen« hat den Ex-Gouverneur des Gebiets Charkow, Michail Dobkin, nominiert.
Dobkin wurde am 2. März 2014 von der Putschregierung abgesetzt und am 10. März 2014 in Kiew verhaftet. Die jetzt von der rechtsnationalen Swoboda geführte ukrainische Generalstaatsanwaltschaft wirft Dobkin Sezessionismus vor. Sein Name steht auch auf der Liste, die die nach dem Putsch an die Macht gekommene Regierung dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag übergeben will. Am 11. März wurde Dobkin zu Hausarrest in seiner Kiewer Wohnung verurteilt. Dobkins Beschwerde dagegen wurde am 20. März vom Kiewer Appellationsgericht abgewiesen. Dobkin sprach von einem politischen Verfahren und will seine Unschuld beweisen. Zurzeit darf er seine Wohnung zwischen 9 Uhr vormittags und 2 Uhr nachts verlassen. Nach seiner Vorstellung sollten die Gouverneure der Regionen gewählt und nicht vom Präsidenten bestimmt werden.

Von der rechtspopulistischen und radikal nationalistischen Partei Allukrainische Vereinigung „Swoboda“ wurde Oleg Tjagnibok, der seit 2004 Vorsitzende und seit 2012 auch Fraktionsvorsitzende der Swoboda-Fraktion im ukrainischen Parlament ist, nominiert.
Nach Angaben der russischen Behörden hat Tjahnybok in den Jahren 1994 und 1995 im Ersten Tschetschenienkrieg an der Seite der tschetschenischen Freischärler gekämpft.
2004 fiel Tjahnybok durch volksverhetzende, antisemitische Äußerungen auf; er behauptete in einer Rede, die Ukraine werde von einer „jüdisch-russischen Mafia“ regiertund rief zum Freiheitskampf nach dem Vorbild der Bandera-Kämpfer auf:
„Ihr seid ukrainische Nationalisten, ukrainische Patrioten! Ihr müsst die Helden werden, die heute die Erde unter unseren Füßen verteidigen! Sie hängten sich Gewehre um den Hals und gingen in die Wälder. Sie kämpften gegen Russen, gegen die Deutschen, gegen Judenschweine und sonstiges Gesindel, welches uns den ukrainischen Staat wegnehmen wollte! Man muss endlich die Ukraine den Ukrainern geben!“
2008 unterlag Oleh Tjahnybok bei der Bürgermeisterneuwahl in Kiew deutlich dem Amtsinhaber Leonid Tschernowezkyj. Im Januar 2010 kandidierte Tjahnybok bei der Präsidentschaftswahl in der Ukraine, bekam jedoch nur 352.282 Stimmen, was einem Stimmenanteil von 1,43 % entsprach. Sein bestes Ergebnis erzielte er mit 5,35 % in der Oblast Lwiw.
Das Simon Wiesenthal Center setzte Tjagniboks Aussagen 2012 auf Platz 5 seiner „Liste judenfeindlicher Verunglimpfungen“. Tjahnybok habe unter anderem die Schauspielerin Mila Kunis mit dem antisemitischen Schimpfwort Жидовка (Schydowka) diffamiert.
Bei den Parlamentswahlen 2012 konnte Tjahnybok wieder in die Werchowna Rada einziehen und wurde zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.
2013 bildete Tjahnybok mit Vitali Klitschko (UDAR) und der Allukrainischen Vereinigung „Vaterland“ der ehemaligen Ministerpräsidentin Julija Timoschenko ein oppositionelles Dreierbündnis, mit dem Ziel den ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch abzusetzen. Auf Tjahnyboks Imitative geht die Zeltstadt auf dem Majdan (Unabhängigkeitsplatz) zurück. Am 15. Dezember 2013 traf Tjahnybok mit dem US-Politiker John McCain zusammen, der die Forderungen der Demonstranten unterstützte.
Das ukrainische Parlament folgte am 23. Februar 2014 dem Vorschlag der „Swoboda“, das Gesetz von 2012, das eine offizielle Mehrsprachigkeit für Regionen zuließ, in denen sprachliche Minderheiten einen Anteil über zehn Prozent haben, abzuschaffen, wodurch die Unruhen in der Ukraine und auf der Krim hervorgerufen wurden.

Die »Vaterlandspartei« hat Julia Timoschenko zu ihrer Kandidatin gekürt. Wegen Amtsmissbrauchs zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteilt war sie von August 2011 bis zum Regierungsumsturz nach den Protesten des Euromaidans am 22. Februar 2014 in Haft.
Timoschenko arbeitete seit Ende der 1880er Jahre mit Oleksandr Turtschinow zusammen; dieser war Funktionär des kommunistischen Jugendverbandes, der in der Endphase der Sowjetunion die organisatorische Basis für die ersten privaten Unternehmen war. Anfang der neunziger Jahre arbeitete Turtschinow zunächst als Vorsitzender des dortigen Privatisierungskomitees und dann in Kiew als Wirtschaftsberater für den Präsidenten Leonid Kutschma. Timoschenko und Turtschinow begannen ihren gemeinsamen politischen Aufstieg in Lasarenkos Partei. Lasarenko wurde Mitte der neunziger Jahre zum Inbegriff des Kleptokraten („Herrschaft der Plünderer”, „Diebesherrschaft“). Aus dieser Zeit stammte ihr Spitzname „Gasprinzessin“, ihr Vermögen ist 2007 auf mehrere Hundert Millionen Dollar geschätzt worden.
Zu ihrem milliardenschweren Vermögen und Einfluss kam Timoschenko ab 1995 als Chefin des Energiekonzerns „Vereinigte Energiesysteme der Ukraine“ (EESU). Dieses entwickelte sich zu einem der mächtigsten Wirtschaftsunternehmen der Ukraine dank zwielichtiger Gaslieferverträge mit dem russischen Konzern Gazprom. Von 1995 bis 1997 war sie Chefin des EESU. Ihr schneller Aufstieg war nur möglich dank der Protektion ihres Mentors und Freundes Pawlo Lasarenko, der von 1996 bis 1997 Ministerpräsident der Ukraine war. Nachdem er in Ungnade gefallen war, flüchtete er in die USA, wo er 2006 wegen Korruption und Erpressung zu neun Jahren Gefängnis verurteilt wurde. In dem Verfahren tauchten Dokumente auf, die darauf hindeuten, dass Timoschenko ihrem einstigen Gönner bis zu 100 Millionen Dollar zukommen ließ.

Die Partei UDAR des Ex-Boxweltmeisters Vitali Klitschko schickt den Unternehmer und Politiker Pjotr Poroschenko ins Rennen bei der Präsidentenwahl. Klitschko tritt entgegen seiner ursprünglichen Absicht nicht bei der Präsidentenwahl an, er will Oberbürgermeister von Kiew werden.
Poroschenko war von Oktober 2009 bis März 2010 Außenminister und von März bis Dezember 2012 Wirtschaftsminister der Ukraine im Kabinett von Mykola Asarow und wurde 2013 laut Forbes Magazine auf Platz sieben unter den ukrainischen Oligarchen mit einem geschätzten Vermögen von 1,6 Milliarden Dollar gelistet.
Unter anderem gehört ihm der liberale private Fernsehsender „TV5“ und das Süßwarenunternehmen „Roshen“, die pro Jahr Konfekt in der Höhe von 410.000 Tonnen produziert und vertreibt (Stand 2012).
Sein Fernsehsender „TV5“ berichtete seit 2013 zunehmend kritisch über die Politik der Regierung Janukowitsch und unterstützte die Forderungen des Euromaidan.
Poroschenko ist Gründer und Mäzen der Wohltätigkeitsstiftung Petro Poroschenko, die sich unter anderem mit Altenhilfe, Nothilfe und Kinderfürsorge befasst. Daneben organisiert die Stiftung Lehrerweiterbildungen, Begabtenförderung und Programme für Waisenkinder. Seine Ehefrau Marina Poroschenko ist die Vorsitzende der Stiftung.

Der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident im Kabinett Asarow ab Dezember 2012 Juril Bojko hat sich als Kandidat registrieren lassen. Bojko gilt als enger Vertrauter von Janukowitsch und des Unternehmers Dmytro Firtasch, dem 45 % der Anteile von RosUkrEnergo gehören.

Ebenso sind der Präsident des Ukrainischen Jüdischen Kongresses, Wadim Rabinowitsch, und der Unternehmer und Abgeordnete von der Partei der Regionen Sergej Tigipko registriert worden.
Letzterer war von März 2010 bis Februar 2014 stellvertretender Ministerpräsident der Ukraine und nach dem Zusammenschluss der Partei „Starke Ukraine“ mit der Partei der Regionen im März 2012 zweiter Vorsitzender der regierenden »Partei der Regionen«. Im Wahlkampf 2010 vertrat er die Position, dass zwar langfristig die Integration der Ukraine in Europa anzustreben, es aber für eine Mitgliedschaft in der EU und der NATO noch zu früh sei. Wichtig seien die Beziehungen zu Russland und den Hafen Sewastopols weiterhin an die russische Schwarzmeerflotte zu verpachten.Er trat für eine Steueramnestie ein, um die Schattenwirtschaft zu verringern und das ukrainische Steuersystem zu stabilisieren. Im Streit um Russisch als Amtssprache sprach er sich zwar nicht für die Anerkennung des Russischen als Amtssprache aus, gab aber im Gegensatz etwa zu Julija Timoschenko Interviews in ukrainischer und russischer Sprache.

Desweiteren hat sich der ehemalige stellvertretende Generalstaatsanwalt der Ukraine, Renat Kusmin, registrieren lassen.

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