Die „Panama-Papers“: Sensation oder Eigentor?

Vermeintlich handelt es sich um eine der größten Enthüllungen der Neuzeit, die sogar noch Wiki-Leaks in den Schatten stelle. In den „Panama-Papers“, koordiniert von der „Süddeutschen Zeitung“, haben 110 Medien aus über 80 Ländern angebliche Beweise zusammengetragen, wohin das liebe Geld verschwindet.

Über 215.000 Briefkastenfirmen wurden ins Feld geführt. Geheimfinanzen, Geldwäsche und derlei andere dubiosen Aktiva werden angeblich schonungslos aufgedeckt und in die Öffentlichkeit verbreitet. Kurioserweise taucht immer wieder der Name des russischen Präsidenten in den Artikeln auf. Auf etlichen Fotos ist Wladimir Putin unter anderem mit einem Pfeil gekennzeichnet, was keinen Zweifel daran aufkommen lassen soll, dass das Oberhaupt des Kremls unmittelbar an den schmutzigen Geschäften beteiligt sei.

Nur dass der Name Putins, im Gegensatz zu einigen anderen Staatsmännern, nirgendwo namentlich in einem der Artikel zu finden ist. Ganz im Gegensatz zu dem ukrainischen Präsidenten Pjotr Poroschenko und dem König von Saudi-Arabien zum Beispiel. Offenbar laufen die Fäden in der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca zusammen.

Die jedoch scheint nicht wirklich glücklich über die Veröffentlichungen zu sein. Die Kanzlei bezeichnet die Enthüllung der Dokumente gar als Verbrechen und sieht darin letztendlich einen Angriff auf Panama. Was hier wie hoch gekocht wurde, wird in den kommenden Tagen zu erwarten sein. Denn vorerst stehen diese „Panama-Papers“ als Sensation ziemlich wackelig im Raum. Was tatsächlich dahinter steckt, wird sich erst noch weisen. Es scheint daher noch ein wenig verfrüht, auf die Welle der Entrüstung aufzuspringen.

[mb/russland.RU]

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