“Die letzte Adresse” – Erinnern in einer Zeit des Vergessens

Die Aktion “Letzte Adresse” widerspricht dem momentanen Trend in Russland, die Zeit des Stalinismus zu glorifizieren und ihre Millionen von Opfern zu vergessen. Mit kleinen Metalltafeln mit knappen biografischen Angaben der Opfer, wollen die Organisation “Memorial” und freiwillige Helfer die Bevölkerung daran erinnern, wo die Menschen lebten, bevor sie verschleppt, abgeurteilt, eingesperrt und ermordet wurden.

“Geboren, verhaftet, gestorben, rehabilitiert” – ausser den Namen, dem Beruf und den Jahresdaten wiederholen sich die Angaben auf den Metallschildern mit ausgeschnittenen Quadrat schematisch. In den Jahren des Stalinterrors der von den Dreissigerjahren bis zum Tod des blutrünstigen Diktators 1953 dauerte, herrschte in der Sowjetunion ein Klima der Angst – die Angst vor den schwarzen Autos und den schwarzen Männern des NKWD, die Angst vor Denunziation, vor dem Klopfen an die Wohnungstür im Morgengrauen, wenn man die Menschen für immer abholte. Niemand sollte es sehen, wenn die Nachbarn verschwanden, und wer etwas sah, sollte es möglichst schnell vergessen.

Gegen dieses Vergessen und gegen eine Mystifizierung der Sowjet- und insbesondere der Stalin-Zeit engagiert sich eine kleine Gruppe von Freiwilligen in Moskau und seit kurzem auch in St. Petersburg.

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