Deutschland sanktioniert: Kein Kulturexport nach Russland

[Von Gunnar Jütte] Während am Freitag gerade die neuen, von der EU beschlossenen Sanktionsmaßnahmen in Kraft getreten sind, hat Deutschland bereits die nächste Stufe der Sanktionen eingeläutet.
Diesmal geht es nicht um Banken, Personen oder Wirtschaft, diesmal geht es um die deutsche Kultur.

Eigentlich sollte heute und morgen unbeschwert das „Jahr der deutschen Sprache und Literatur 2014/2015“ im Moskauer Eremitage-Garten eröffnet werden.

In der Ankündigung hieß es:
„Mit dem Festival „Deutsch hoch drei“ geht das Jahr der deutschen Sprache und Literatur in Russland 2014/2015 offiziell an den Start. In einer bunten Sprach- und Literaturlandschaft können Kinder, Jugendliche und Erwachsene Deutsch in den drei Dimensionen „Lernen, Lesen und Mitmachen“ und verschiedensten Facetten erleben. Festivalhöhepunkte sind die „Größte Deutschstunde der Welt“ mit Alexander Puschnoj, Auftritte des Poetry Slam-Weltmeisters Bas Böttcher sowie eine Wissensshow aus der „Sendung mit der Maus“ vom Westdeutschen Rundfunk. Außerdem gibt es eine Kinderuniversität, Lesungen deutscher Autoren, deutschsprachige Theateraufführungen, Vorträge zur deutschen Kultur von russischen Experten, Meisterklassen, ein Riesen-Scrabble, Märchenspiele, Wettbewerbe, einen Büchermarkt, Infostände deutscher Organisationen und Unternehmen und vieles, vieles mehr. Wir wünschen allen Festivalbesuchern jede Menge Spaß beim Entdecken der deutschen Sprache!“

Wenn man sich das aktuelle Programm ansieht, dann fällt einem auf, dass das Livekonzert, welches heute den Abend eröffnen sollte, 19.30-22.00 Live-Konzert des Rap-Stars CRO mit Vorband SAM, als verschoben gekennzeichnet wurde.

Eine Erklärung dazu findet sich auch auf dem lieblos, amateurhaft, hingeschlurten Webauftritt für das „Jahr der deutschen Sprache und Literatur 2014/2015“:
„Ziele des Jahres der deutschen Sprache und Literatur sind es, bestehende Partnerschaften im Kultur- und Bildungsbereich zwischen Deutschland und Russland zu festigen und neue Netzwerke zu schaffen. Dialog und intensive Kooperation sind gerade in politisch schwierigen Zeiten wichtiger denn je: Sprache, Bildung und Kultur bilden dafür ein unschätzbares Fundament. Das bevorstehende Jahr soll auch dazu dienen, Kommunikationskanäle für die gegenseitige Verständigung offen zu halten und die Zusammenarbeit mit der russischen Zivilgesellschaft im nicht-politischen Bereich zu intensivieren. Allerdings sind die Projektträger – das Auswärtige Amt und das Goethe-Institut – vor dem Hintergrund der dramatischen Entwicklungen in der Ukraine zu der Überzeugung gelangt, dass jetzt nicht die Zeit ist, um öffentlich unbeschwert zu feiern. Wir haben daher beschlossen, das Unterhaltungsmusikprogramm der zweitägigen Eröffnungsveranstaltung auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben: die Auftritte des deutschen Rap-Stars Cro, seiner Vorband SAM und des russischen DJ Lars.
Dafür bitten wir um Ihr Verständnis.“

Nein, ein Verständnis kann man nicht dafür haben.

Gerade im Kultur- und Sportbereich ist es möglich aufgeworfene Gräben schneller wieder zu zuschütten, während man sich in der Politik noch die Köpfe einschlägt. Es geht darum Verständnis für die jeweils andere Kultur und Sprache zu entwickeln, dass sind Schritte für den Frieden.

Das „Jahr der deutschen Sprache und Literatur 2014/2015“ politisch zu instrumentalisieren ist in jedem Fall der falscheste Weg.

Die deutsche Regierung hat in den letzten Jahren leider immer wieder aus politischen Gründen den Kulturaustausch sabotiert.

Die „deutsch-russischen Kulturjahre 2012/2013“ sollte eigentlich mit dem Einlegen der letzten Puzzleteile eines Dürerpotraits auf dem Moskauer „Roten Platz“ durch den deutschen und russischen Präsidenten eröffnet werden.

Aber der russophobe deutsche Bundespräsident Gauck ist lieber seinen persönlichen Animositäten Putins gegenüber nachgegangen, als seiner Pflicht als Bundespräsident und hat seine Anreise nach Moskau abgesagt.

Somit wurden damals die „deutsch-russischen Kulturjahre 2012/2013“ von Mitarbeitern aus den jeweiligen Kulturressorts eröffnet.

COMMENTS