Der Terror in Russland und die Olympischen Spiele

[Von Dr. Christian Wipperfürth] Im Juli 2013 erklärte Doku Umarow, die Olymischen Spiele in Sotschi mit Terroranschlägen verhindern zu wollen. Umarow ist der „Emir des Kaukasus-Emirats“ und führender Kopf des Terrors im Nordkaukasus. Er befindet sich auch auf einer offiziellen Liste der USA als einer der gefährlichsten Terroristen weltweit, und die USA setzten ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen US-Dollar für Hinweise zu seiner Ergreifung aus. Auch beispielsweise die EU arbeitet mit Russland in der Terrorbekämpfung zusammen. Der EU-Russland-Gipfel vom 28. Januar 2014 war von Differenzen hinsichtlich der Ukraine überschattet, beide Seiten einigten sich gleichwohl auf eine verstärkte Kooperation bei der Terrorbekämpfung.

Zwar haben islamistische Terrorganisationen in den vergangenen 10 Jahren ihre Handlungsfähigkeit zu großen Angriffen eingebüßt. Im Oktober 2005 fand die letzte – erfolglose – Attacke (auf die Stadt Nalchik im Nordkaukasus) statt, an der damals 200 Kämpfer beteiligt waren. Zudem wurden in den vergangenen 10 bis 15 Jahren fast alle Feldkommandeure der Islamisten entweder getötet oder haben sich aus dem Kampf zurückgezogen.

Die Sicherheitssituation im Nordkaukasus bleibt gleichwohl weiterhin fragil. Weltweit sind vor allem Muslims Opfer des islamistischen Terrors. Dies gilt auch für Russland.

Ende vergangenen Jahres wurden Anschläge in Wolgograd verübt. Es handelte sich hierbei um die ersten Terrorakte im russischen Kernland seit der Explosion auf dem Moskauer Domodejewo-Flughafen im Januar 2011.

Wie wahrscheinlich sind in Anbetracht dieser Lage Anschläge in Sotschi oder anderen russischen Städten während der Olympischen Spiele? US-Präsident Barack Obama beispielsweise bezeichnete Sotschi als sicher.

generalGennadi Gudkow ist einer der führenden russischen Oppositionellen, Reserveoffizier des FSB und ehemaliger stellvertretender Vorsitzender des Auschusses für Sicherheit der Staatsduma: Es sagt, es sei unmöglich, Angriffe in Sotschi durchzuführen. Russische Medien berichten, dass ihr Land etwa 1,5 Milliarden Euro für die Sicherheit der Spiele ausgibt.

Sotschi dürfte derzeit vermutlich einer der sichersten Orte weltweit sein. Eine absolute Sicherheit aber gibt es nirgendwo. Der letzte Terroranschlag auf Olymische Spiele fand 1996 übrigens in Atlanta, USA statt. 2012 äußerte der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, Mitt Romney, „ernsthafte Sorgen“ hinsichtlich der Sicherheit der Spiele in London, was ihm den Zorn der britischen Medien eintrug.

Gudkow hält es aber für denkbar, dass Terroristen etwa in Dagestan zuschlagen könnten. Die Region befindet sich zwar über 200 Kilometer von den Austragungsorten der Spiele entfernt, aber Terrorakten in relativer Nähe zu Sotschi dürften eine weltweite mediale Wirkung erzielen. Darauf könnten es Islamisten absehen.

Aus russischer Sicht steht die Gefahr durch bewaffnete Islamisten in Russland in Verbindung mit anderen Weltregionen. Terroristen aus dem Nordkaukasus fanden in den vergangenen Jahren ein Rückzugsgebiet im afghanisch-pakistanischen Grenzraum. Nunmehr könnten Gebiete in Syrien, die von al Qaida kontroliert werden, dabei sein, ein sicherer Hafen für den Terror zu werden. Nach russischen Angaben nehmen 400 russische Staatsbürger an den Kämpfen in Syrien auf islamistischer Seite teil. Die kampferprobten „Gotteskrieger“ könnten wohl ohne Probleme die Grenze in die Türkei überschreiten, sich zwischen den Millionen russischer Touristen verbergen, die jährlich in die Tprkei strömen und so den Weg zurück nach Russland bzw. den Nordkaukaus finden. Diese Gefahr ist noch nicht akut, aber latent.

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