Der Russe ist einer, der Birken liebt

Ein Schauspiel nach Olga Grjasnowa

„Ich habe mich in meiner Klasse umgeschaut: lauter Kanaken. Marcel sprach italienisch, Georgi griechisch, Taifun türkisch, Farid persisch und armenisch. Und wir alle sprachen auch Deutsch, akzentfrei. Aber keiner von uns wurde als intelligent genug erachtet, um auf das Gymnasium wechseln zu können. Ich dachte an meinen Großvater, der immer zu mir gesagt hat: Türkisch ist die Sprache der Ahnen, Arabisch die des Gebetes und Persisch die Sprache der Liebe. Was für ein Quatsch. Ich glaube, da habe ich beschlossen, ihre viel bewunderten Sprachen besser zu sprechen als sie und es ihnen zu zeigen, samt ihrer kulturellen Hegemonie.“

Mascha ist Deutsche, Jüdin, Aserbaidschanerin, wenn nötig auch Russin oder Türkin, sie beherrscht fünf Sprachen fließend und spricht ein paar weitere, so „wie die Ballermann-Touristen deutsch“. Mascha lebt mit ihrem Freund Elias in einer deutschen Großstadt, in einem Viertel, in dem Väter, Brüder und Cousins mit ihrem automatisierten Singsang Obst anpreisen. Elias kämpft mit Maschas Geheimnis, das sie aus ihrer Kindheit in Baku macht. Er akzeptiert nicht, dass sie nicht darüber sprechen will. Mascha aber hasst Diskussionen über ihren „Migrationshintergrund“ und Begrifflichkeiten wie „postmigrantisch“, insbesondere wenn ihr Freund aus der ostdeutschen Provinz sie benutzt. Als Mascha Elias plötzlich verliert, bricht sie aus der Welt. Sie reist Hals über Kopf nach Israel und sucht in der Wüste nach einem neuen Leben, einer neuen Liebe, einem neuen Anfang.

Brüche und Neuanfänge ziehen sich durch die Biografien der Protagonisten in Der Russe ist einer, der Birken liebt. Die Familiengeschichten von Mascha und ihren Freunden sind geprägt von der Zerbrechlichkeit der Welt: von kollabierenden privaten, politischen und gesellschaftlichen Systemen.

In einer Bühnenfassung von Yael Ronen.
Aufführungsrechte beim Rowohlt Verlag, Reinbeck bei Hamburg. Carl Hanser Verlag. München 2012

Regie: Yael Ronen
Bühne: Magda Willi
Kostüme: Esther Krapiwnikow
Video: Benjamin Krieg
Dramaturgie: Irina Szodruch

23.12. und 26.12.2013, sowie 07.01. und 16.01.2014, jeweils um 19.30 Uhr

Maxim Gorki Theater
Am Festungsgraben 2, 10117  Berlin

 

 

 

 

COMMENTS